Glashaus

Ich ließ mich bereits über den hässlichen Entwurf für den Hamburger Domplatz aus. Wie schön, dass ich letzten Donnerstag noch offiziell Unterstützung von Alt-Kanzler Helmut Schmidt erhielt. Schmidt hält den vom derzeitigen Senat bevorzugten Entwurf für einen Bruch mit der Geschichte. Recht hat der Mann. Der geplante Glaskasten sieht hässlich aus und passt sich kein Stück in seine zukünftige Umgebung an. Nun kann man sagen, dass er das auch nicht muss. Er solle das „neue Hamburg“ zeigen. Wenn das jedoch bedeutet, dass das „neue Hamburg“ für einen langweiligen Einheitsbrei steht, dann können wir Hamburger uns nur bedanken. Will man dort wohnen? Dass der Glaskasten der Architekten Auer+Weber, den manche als Autohaus bezeichnen, auch nicht, wie es gerne vom Senat propagiert wird, ein Zeichen für eine neue, einzigartige Architektur ist, das lässt sich sogar beweisen:

Domplatz-Entwurf: Glaskasten von Auer und Weber (c) www.auer-weber.de

Entwurf des Münchner Bahnhofs: Glaskasten von Auer und Weber (c) www.auer-weber.de

Oben ist der Glaskasten für den Domplatz in Hamburg zu sehen. Die Münchner Architekten haben 2005 damit den ersten Platz gewonnen. Darunter ist der Entwurf für den Münchner Hauptbahnhof zu sehen. Der Entwurf gewann ein Jahr zuvor die Ausschreibung. Das schaut doch nach einer Kopie aus? Hat sich was mit „einzigartig“, „typisch für Hamburg“ etc und blablabla. Willkür und Einheitsbrei walten hier. „Ach schau mal, so ein Haus hab‘ ich in München auch schon mal gesehen…“ – Hamburg also nur ein Abklatsch von München? Noch einmal: Danke Senat!

Der Widerstand ist also groß! Und was macht unser Senat? Das, was er immer mit Kritik macht: Er ignoriert sie, setzt seinen Kopf durch. Einziger Kompromiss: Das Autohaus Glashaus soll nun kleiner ausfallen.

Da müssen sich Freytag, Walter und von Beust die Frage gefallen lassen: Was haben Sie an „ist hässlich“ nicht verstanden? Jetzt also nur kleiner hässlich? Kleiner unoriginell? Kleiner nicht ins Bild passend? Ein kleinerer Bruch mit der Geschichte? Wie wäre es denn einmal damit, etwas richtig zu machen, anstatt nur einen Fauxpas nach dem anderen?? Einmal nicht wie im Sandkasten „Mein, mein, mein“ brüllen, sondern Argumente anhören, abwägen und bessere Lösungen auch annehmen?