Von Zeit zu Zeit muss man sich solch eine Perle einfach gönnen. Früher, ja „damals“ war ich in vielen Konzerten, doch mittlerweile (spätestens seit der Euro-Einführung) sind Konzerte verflixt teuer, so dass man wohl abwägen muss, in welches Konzert man geht und in welches nicht. Schade! So geht einem nicht nur manch ein Lieblings-Künstler „durch die Lappen“, sondern man verpasst auch bestimmt viele noch unentdeckte Kleinode. Schade.
Doch gestern war ich so frei und bin zu Ben Folds gegangen. Das Konzert fand im Docks statt, die Karten waren lange im Voraus gekauft und die Vorfreude bereits zwei Tage vorher aufkommend.
Sehr schön voll war es! Ziemlich genau zweieinhalb Stunden rockte der smarte Brillenträger an seinem Flügel, begleitet von einem Schlagzeug und einem ziemlich breit Kaugummi kauenden Bassisten. Die erste Hälfte des wunderbaren Konzerts stand voll im Zeichen seiner beiden Solo-Alben und seiner drei EPs. Irgendwann gingen seine Mitstreiter von der Bühne und Ben hockte (was selten war) an seinem Flügel und spielte drei ruhigere Stücke alleine. Der Rest des Konzerts wurde uns schließlich mit vielen seiner alten Lieder aus der „Ben Folds Five“-Zeit versüßt.
Anständig gerockt hat er ohne Ende. Meine Herren, das — alters technisch sehr bunt gemischte Publikum — kam gar nicht zur Ruhe. Ben spielte so geniale Lieder wie „There’s allways someone cooler than you“, „All U can eat“, „Trusted“, „Bastard“ – um ein paar neuere Lieder zu nennen. Aber auch „Klassiker“ wie „Underground“, „bes. Imitation of Myself“, „Narcolepsy“ oder „Army“. Und ja, er hat, um der Überschrift gerecht zu werden, auch das überaus unanständige Dr. Dre-Cover-Stück „Bitches ain’t shit“ gespielt. Das Lied war den meisten Fans wohl nicht bekannt, machte aber nichts, wir wurden schnell zum Mitsingen animiert und der Bassist, der ständig „Ficke die Schlampe“ (Entschuldigung an dieser Stelle an meine Leser…) vor sich hin ins Mikro säuselte war auch nur komisch anzusehen.
Überhaupt konnte Ben das Publikum wunderbar animieren, für ihn den Background-Chor zu mimen. Ich glaube bei „Gone“ hat er den Dirigenten gespielt und das Publikum für ihn singen lassen. Teilweise sogar einzeln! Also: Niemals bei einem Ben Folds-Konzert ganz vorn. stehen! 😉 (Etwas weiter vorn. wäre aber schon besser. Dann hätte ich auch verwertbare Fotos gehabt…)
Es hat verdammt viel Spaß gemacht, es wurde 1a-Rock geboten und nach dem Bühnenabtritt von Billy Joel wird die Welt zum Glück auch wieder einen Piano Man haben. Bei meinem ersten Konzert mit Ben stand er u.a. noch auf dem Flügel, das hat er diesmal nicht gemacht, aber seinen Hocker, den hat er zum Schluss erneut mit voller Wucht auf die Tastatur geworfen. Er ist eben ein Rocker… Den Künstlern hat das Konzert offensichtlich auch Spaß gemacht.
Schön waren übrigens auch seine Zwischenansagen, seine Versuche, Deutsch zu sprechen („Was heißt Beer auf deutsch?“ – „Astra!“) und nicht zu vergessen, der Versuch, uns alle zum Defäkieren zu verleiten, indem er auf seinem Synthesizer (den ich ihm am liebsten das eine oder andere Mal weggenommen hätte, weil draußen schon die Hunde heulten) den tiefen Shit-Ton spielte. Spinner der. 🙂 Apropos Synthesizer: Der Mann kann es – Klavier und Synthie oder Klavier und Rumba-Rasseln gleichzeitig spielen. Multitasking-fähig.
Hier gibt es bessere Fotos von einem Konzert (nicht dem Hamburger), hier einige Videos von Ben und schließlich noch der Satz: Berlin (5.2. – Postbahnhof) und Köln (6.2. – Live Music Hall), ihr könnt Euch auf Ben freuen! Hin da!