Zweiter Bürgerkrieg

Nach Y – The last Man habe ich jetzt einmal ein weiteres Kleinod aus dem Hause Vertigo angefangen zu lesen: DMZ.

Bild aus dem Comic DMZ

In naher Zukunft, die Vereinigten Staaten sind immer noch fröhlich mit ihrem Programm „Wir bringen Frieden für die Welt — ob sie es will oder nicht“ beschäftigt. Im Zuge ihrer Befriedungsbemühungen im Ausland, bekommen die Oberhäupter nicht mit, dass sich eine Miliz im Herzen Amerikas geformt hat. Diese „Freien Staaten“ dehnen sich in Richtung der Küsten aus, bis der Widerstand der Vereinigten Staaten sie aufhält.

An der Küste zum Atlantischen Ozean bleibt der Kampf der Freien Staaten u.a. in New York stehen. Von der Landseite drängen die Freistaatler, von der Küste die Vereinigten Staaten. Dazwischen, in Manhattan, liegt die Entmilitarisierte Zone (DMZ). Seit fünf Jahren ist Manhattan Niemandsland.

Als gerade einmal ein Waffenstillstand ausgehandelt wurde, fliegt ein bekannter Journalist mit dem Hubschrauber ins Krisengebiet. Im Gepäck hat er neben diversen Bewaffneten, auch den Fotojournalisten-Praktikant Matty Roth. Roth wird völlig unerwartet und unvorbereitet in den Hubschrauber eingeladen und es geht nach Manhattan.

Dort angekommen geraten die Journalisten in einen Hinterhalt, alle fliehen, nur Roth bleibt alleine mit dem Equipment mitten im zweiten amerikanischen Bürgerkrieg sitzen.

dm. stammt aus der Feder von Brian Wood, die sehr düsteren, gewaltigen und doch beeindruckenden Zeichnungen hat der Italiener Riccardo Burchielli gemacht. Es ist schon interessant, wenn man diesen Kriegsschauplatz sieht und einem Bilder aus der alltäglichen Berichterstattung aus z.B. Irak in den Sinn kommen. Frei nach dem Motto: Jaja, so ist das, wenn die Amis mal wieder alles verbocken, weil sie (angeblich) Frieden bringen wollen. Dann geraten eben auch mal Uniformierte ins Kreuzfeuer von Heckenschützen, woraufhin die Vereinigten Staaten erst einmal wieder mit schwerem Geschütz auffahren und alles platt bomben.

Bild aus dem Comic DMZ

Doch dann fällt einem auf, dass es in Bagdad wohl keinen Centralpark und keine 5th Avenue gibt. Dieser Krieg findet mitten in einer amerikanischen Großstadt statt. Draußen kursieren natürlich diverse Legenden und Mythen über die DMZ, aber gesehen hat es noch niemand, was dort wirklich vor sich geht. Nun ist ein unabhängiger und äußerst angefressener Journalist vor Ort und berichtet. Er lernt die Nöte der zurückgelassenen Bürger kennen, sieht, wie Liebe durchs Fernrohr funktioniert und wie die ehemaligen New Yorker sich selber über die Runden bringen. Dabei ist sein Presseausweis sein einziger Schutzschild. Und die Rolle des Senders, durch den Roth in die dm. kam und die ihn dort versauern lassen, ist noch nicht ganz klar.

Eine spannende Geschichte ohne Superhelden, eine Kritik an der amerikanischen Politik und an den Medien. Alles verpackt in düsteren, schroffen Bildern. Lesenswert.

Derzeit sind die ersten drei Sammelbände käuflich zu erstehen. Der erste Sammelband beinhaltet die ersten fünf Comics. Die erste Ausgabe kann man sich bei Vertigo als PDF anschauen (PDF, ca. 8MB).