Die Panikmacher

Leider ist man es aus der „großen Politik“ bereits gewohnt: Politiker, also „Volksvertreter“, die Panik und Angst schüren, um ihre Interessen durchzusetzen. Sei es die Onlinedurchsuchung, die durchgepeitscht werden soll, oder der Einmarsch in den Irak. Angst öffnet alle Türen und Tore. Man kann die Angst natürlich auch einsetzen, um etwas nicht durchzusetzen. Meister der Panik sind die Jungs und Mädels der Hamburger CDU. Die müssen wohl alle beim Erwerb ihres Parteibuches einen entsprechenden Kurs absolvieren. Und – auf Bundesebene ebenso – den Kurs „Wie sitze ich eine Situation aus? — Oder: Wie bleibe ich trotz Krise auf meinem Stuhl?“

Doch zurück zur Panik: Letztes erfolgreiches Hamburg-Beispiel war die Kampagne „Wollen Sie, dass so wenige über so viele bestimmen?“, in Form einer Broschüre, Plakaten und einer miesen Internetseite. In bester Fischeinwickelblatt-Manier (das mit den vier Buchstaben…) wurde dort regelrecht Panik geschürt. Mit Erfolg. Der Volksentscheid zur Stärkung von Volksentscheiden ging bekanntlich den Bach runter, weil zu viele Bürger verängstigt in den Ecken ihrer Wohnungen hockten und auf das Klopfen der roten oder braunen Horden an der Haustür warteten.

Jetzt holt die Hamburger CDU erneut aus. „Die SPD will die Gymnasien zerschlagen!“ Damit soll nun erneut Angst und Verunsicherung unter den potenziellen Wählern geschürt werden. Die bösen Roten (zusammen mit den bösen Grünen), das Komplementärfarben-Chaos sozusagen, wollen den Hamburgern ihre Gymnasien nehmen. Uns soll die Elite, unsere Zukunft genommen werden! Man stelle sich das einmal vor. Deshalb gilt: „Ich kämpfe für meine Schule„.

Die SPD selber will zwar gar nicht die Gymnasien zerschlagen, aber das macht erst mal nichts. Immer druffhau’n. Die SPD selber hält sich übrigens unangenehm vage, was die Zukunft der Hamburger Schulen anbelangt. Zumindest haben sie Anfang des Jahres noch den Schulterschluss mit der CDU geübt und die Stadtteilschule befürwortet. Allerdings soll – wenn es die Eltern wollen – auf lange Sicht das Gymnasium in der Stadtteilschule aufgehen. Unterm Strich hätte man dann – wenn es denn gewollt ist – eine Einheitsschule.

Für die CDU ist das ganz klar: SPD und GAL wollen Gymnasien killen.

Eigentlich, so habe ich den Eindruck, meinten die Jungs und Mädels von der CDU eher die Volksinitiative Eine Schule für alle. Aber hey, da ist ja auch ’ne olle Rotsocke dabei (ehemaligen SPD-Schulsenatorin Rosemarie Raab), zumindest unterstützt sie das. Also ist das eine reine SPD-Aktion. Dies entspricht nicht ganz der Wahrheit. Liegt sogar ca. einen halben Meter daneben…

Viel schöner wird es dann aber, wenn sich ein Herr Freytag hinstellt und als Gegenargument zur Zerschlagung anführt, dass immerhin 51% der Hamburger Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium schicken. Will man die alle verprellen? Nein.

Ähh. Ja. Schön, dass 51% der Eltern ihre Sprösslinge aufs Gymnasium stecken. Aber mal ganz ehrlich: die beste Wahl ist das nicht immer. Und ein Zwei-Säulen-Modell hilft da auch nicht. Es nützt doch nichts, die Hauptschule abzuschaffen und *schwupp* ist das Niveau an Hamburgs Schulen hoch.

So richtig übel wurde mir dann beim Kommentar im Senatsblatt. Da heißt es am Ende:

Die Kampagne lenkt die Aufmerksamkeit auf eine der wichtigsten Fragen des ganzen Wahlkampfs: Die Gymnasien müssen erhalten werden!

Das klingt so, als wolle das Senatsblatt die CDU ihren Wahlkampf auf Angst und Eitelkeit aufbauen. Viele Eltern schicken ihre Kinder aufs Gymnasium, obwohl diese dort nichts zu suchen haben. Diese Kinder brauchen einfach eine bessere Betreuung, die auf den „Eliteschulen“ nicht gegeben werden kann. Eltern schicken ihre Kinder aus Angst vor sozialem Gesichtsverlust oder eben aus purer Eitelkeit aufs Gymnasium. Anders sind die 51% auch nicht zu erklären. Und diese Eltern will die CDU abgreifen? Reines Wahlkampfgetöse, aber kein Blick auf die Kinder geworfen… *tsts*