Licht aus, Licht an — Oder: Ich sehe schwarz

Letzten Sonnabend gingen überall in Deutschland die Lichter aus. So sollte es zumindest sein.

Als ich das erste Mal von der Aktion Licht aus! (die arbeiten doch tatsächlich noch mit Frames auf ihrer Webseite! :nene: ) las, dachte ich mir, dass das eine lohnenswerte Aktion sei. Dann ging ich zum Tagewerk über und vergas den Aufruf. Einige Tage später las ich immer mehr kritische Stimmen dazu. Auf der Seite der taz wurde sogar Licht an! propagiert. Wieso Licht an? Die taz hatte zusammen mit dem NABU, Robin Wood und anderen zum Licht anmachen aufgerufen. Das Ausmachen sollte lediglich einen symbolischen Charakter haben. „Hey, Ihr abgefütterten Politiker, Ihr, die Ihr alle mit dem Flugzeug nach Bali zur UNO-Klimakonferenz geflogen seid — schaut her!“

Licht an! hingegen wollte (und will) nicht fünf Minuten das Licht ausmachen, sondern weist darauf hin, dass Mensch lieber seine alten Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzen sollte und den Stromanbieter sollte Mensch auch lieber wechseln. Hin zu Umwelt- oder Ökostrom. Die Licht an!-Kampagne will auf das Handeln der Menschen über einen längeren Zeitraum wirken, nicht nur für fünf Minuten…

Stockdunkel?

Ich war zu der angegeben Zeit am letzten Sonnabend unterwegs. Dass auch in Hamburg die Lichter werbewirksam ausgehen sollten, das wusste ich und so begab ich mich erwartungsvoll an eine Stelle in Hamburg, um die Dunkelheit an einem Gebäude zu „bewundern“. Als es 20.05h wurde und das Gebäude immer noch nicht dunkel wurde, bin ich weiter gefahren. Der Telemichel wurde nicht verdunkelt, der Michel schon. Ich stand vor dem ersten Gebäude… *räusper*

Die Weiterfahrt war ernüchternd: Es war überall hell, in zu vielen Fenstern hingen hässliche und stromfressende Weihnachtsbeleuchtungen. Eigentlich das typische Fischeinwickelblatt-Zielpublikum. Dennoch kapieren die es nicht…

Ablehnung

Bei der Licht aus!-Aktion hätte ich eh nicht mitgemacht. Bis zum Freitag wusste ich gar nicht, wer die Veranstalter davon waren. Da haben wir Greenpeace, den BUND, Google, Pro7 (die mit dem CO2-Einspar-Pseudogehabe) und das besagte Fischeinwickelblatt. Wegen des Blattes war mir die ganze Aktion schon zuwider und nur noch boykottierwürdig.

Spar doch mal

Energiesparlampen habe ich und zu einem Ökostromanbieter bin ich auch schon gewechselt. Was kann man noch machen? Es gab die Mär, dass Seiten mit hohem Weißanteil (wie z.B. Google) auch mehr Strom verbrauchten. Sprich: Wenn die Suchmaschine nicht auf weißem Grunde suchte, sondern auf schwarzem, wäre die Welt gerettet. Wie gesagt, das stimmt nicht ganz.

Trotzdem verdunkelte Google (während Google-Gründer Larry Page in der Weltgeschichte rumflog und Kerosin verballerte) seine Seite am Sonnabend:

Google verdunkelte seine Seite

Ich mache das schon lange so. Da muss ich nicht auf die Jungs aus Mountain View warten. Das Grayscale logo replacement ist bei mir schon seit einiger Zeit am laufen. Hauptsächlich — ich gestehe — weil mir so reinweiße Seiten in den Augen weh tun:

Google in dunkelgrau

Ein weiterer Verdunkelungskandidat ist Google Dark:

Google Dark

Übrigens kam die Kooperation zwischen Greenpeace, dem BUND und dem Fischeinwickelblatt nicht nur bei mir nicht so gut an. Selbst aus den Reihen der Naturverbände kommen murrende Stimmen.

Kommentare (3)

  1. Ivy schrieb:

    Mir tun die auch immer in den Augen weh.
    Deine Seite ist doch auch so reinweiß, wie wärs da mal mit ner Änderung??

    Montag, 10. Dezember 2007 um 20:10 #
  2. Nils schrieb:

    Ähm, ja. Die Idee hatte ich auch schon. Aber ich muss dem Motto „Magerfettstufe“ treu bleiben. Und ich denke dabei immer an Milch, Joghurt, Quark — alles weiß. Und Blau als Ergänzung dazu (Himmel vielleicht?).

    Aber im Prinzip hast Du natürlich recht. Müsste man mal ändern…

    Montag, 10. Dezember 2007 um 20:58 #
  3. Boris schrieb:

    Ich hatte mal seinerzeit mit dem Röhrenmonitor und einem Stromaufnahme-Messgerät festgestellt, dass ein weißer (oder heller) Desktop-Hintergrund tatsächlich zu mehr Leistungsaufnahme führt als ein dunkler Hintergrund. Das machte immerhin so etw. 75 Watt zu 71 Watt aus.

    Bei Röhrenmonitoren ist also die Leistungsaufnahme wirklich um so höher, je heller der Bildschirminhalt ist.

    Beim TFT/LCD sehe ich bei mir exakt keinen Unterschied. So hatte ich es auch mal irgendwo gelesen.

    Am Samstag hatte ich um diese besagten 5 Minuten herum die Glotze an und saß bequem auf dem Sofa. Und das heißt bei mir:

    Meine Schreibtischlampe ist als Hintergrundbeleuchtung angeschaltet, und die verbraucht 9 Watt. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass in meiner Straße eher niemand von diesem Appell gehört hatte. In vielen Wohnungen die übliche Festbeleuchtung gleichzeitig in mehreren Zimmern.

    Montag, 10. Dezember 2007 um 21:37 #