Der Fraktionsvorsitzender der Hamburger SPD-Fraktion Michael Neumann hat gerade einen Kurztrip nach Istanbul hinter sich gebracht und beschreibt seine Eindrücke. Dem letzten Absatz kann ich nur zustimmen. Kommt man aus einem gastfreundlichen Land wie der Türkei in Hamburg an, gibt es erst einmal einen Kulturschock.
Neumann bemängelt die fehlende Lebendigkeit der Stadt und das Kaum-Vorhandensein von Kindern. Das mit der Lebendigkeit ist mir auch schon aufgefallen. Die einzigen Ort in Hamburg, dem – vollmundig PR-ten – „Tor zur Welt“ (Haha…), die auch abends noch halbwegs „lebendig“ sind, wo Menschen unterwegs sind, sich treffen und Spaß haben, sind doch der Kiez und die Schanze (hier das Dreieck Schulterblatt – Schanzenstraße – Juliusstraße). Sonst ist Hamburg nach Einbruch der Dunkelheit tot. Selbst mein Ottensen ist nach 22h ein Ort zum Nackt-durch-die-Straßen-laufen — fällt eh niemandem auf. Vereinzelt huschen einige Kneipengänger herum, aber sonst ist „Totentanz mit Anfassen“ angesagt. Nahrungsaufnahme zu später Stunde fällt hier schwer.
Hamburgs hochgelobte, immer wieder polierte und ständig angehübschte Innenstadt? Da pfeift der Wind durch, wenn die teuren Läden dicht haben. Hier und da noch ein Schaufensterbummler, Obdachlose suchen sich einen Platz zum Schlafen (sofern sie nicht vertrieben werden) bzw. der eine oder andere Passage-Gänger. Das war es auch schon mit der Innenstadt Hamburgs. Als unbedarfter Naivling mag man natürlich denken, dass gerade im Herzen einer Stadt, in einer Innenstadt, das Leben pulsiert. Weit gefehlt. Das ist vielleicht in den umliegenden Kleinstädten so — nicht in der Weltstadt. Schade. Aber Hauptsache, wir haben eine schicke Europapassage (in der ich immer noch nicht war und in der auch nachts der Wind kalt weht) sowie teure Steinplatten auf dem Jungfernstieg… Nachts sieht man dann in Hamburg die Unechten Rosen von Jericho durch die Gassen kullern.
Und zu dem Mangel an Kindern kann ich nur sagen: Hey, erstes sind Kinder verdammt teuer, das leistet man sich nicht „mal eben“, wenn man in einer der teuersten Städt. Deutschlands lebt. Abgesehen davon scheint Hamburg an sich auch nicht gerade kinderfreundlich zu sein. Ich erinnere freundlichst an Kindergärten, die deportiert umgesiedelt wurden, leise sein müssen oder an Pausenhöfe auf Dächern… Da stellt sich die Frage nach dem „Warum soll ich in Hamburg Kinder groß ziehen?“.