Nachdem wir – sportlich und dynamisch wie wir sind – die vier Stockwerke des Medienbunkers zu Fuß nahmen, um ins Übel & Gefährlich zu kommen, mussten wir uns erst einmal kurz erholen. Allerdings war dafür gar keine Zeit, weil sich der Saal sehr rasch füllte. Gegen 20.30h gab es einen Rutsch in Richtung Bühne, nur weil sich dort ein Musiker eingefunden hatte. Die Paul Dimmer Band spielte auf, um den Laden einzuheizen. Was nicht nötig war, schmorte man doch angesichts der Menschenmenge schon längst im eigenen Saft. Die Dimmer Band war „nett“. Ich habe nichts verstanden. Tut mir leid. Und das ging nicht nur mir so. Der Sound der doch sehr ruhigen Lieder war grottig. Schade für die Band. So habe ich auch erst ganz zum Schluss des Frevert-Konzerts mitbekommen, wie die Gruppe heißt. Man konnte den Sänger schlicht nicht verstehen
Eine wilde Umbau-Aktion auf der Bühne später, tauchte Niels auf. Zuerst mit Jackett, dann mit blauem Pulli, schließlich im Hemd. Begleitet von vier Musikern (Gitarre, Bass, Schlagzeug und Tasten) spielte der Hamburger zunächst Stücke seiner aktuellen Scheibe „Du kannst mich an der Ecke rauslassen„. Doch es blieb nicht dabei. Während des Konzerts wurden alle drei Frevert-Scheiben angespielt.
Dabei wurden Lieder selber im Tempo variiert, aber auch die Liederreihenfolge wies einen angenehmen Mix aus schnell und langsam auf.
Es dauerte fünf Lieder, die souverän vorgetragen wurden, bis sich Frevert auch endlich an sein zahlreich erschienenes Publikum wand. (Wir hatten schon befürchtet, er würde kommentarlos das Konzert durchziehen…) In seiner ihm eigenen, sehr zurückhaltenden, schüchternen Art erzählte er zunächst eine nette Geschichte zum Lied „Niendorfer Gehege„. Im Verlauf des Konzerts sprach er noch ein paar Mal mit dem Publikum. Angeblich hatte Frevert im Berlin-Konzert vom Vortag seine Fans extrem zugetextet – was ihm ganz offensichtlich leid tat – weshalb er es vorzog, seine Hamburger Anhänger nicht mit so viel Gesprochenem „zu belästigen“. Schade.
Als Frevert das Lied „Einbahnstraßen“ von seiner ersten Solo-Scheibe spielte, lief es mir trotz gefühlten Höllentemperaturen kalt den Rücken runter.
Das durchschnittlich eher als „älter“ zu bezeichnende Publikum forderte zwar einige Mal „Klassiker“ aus der Nationalgalerie-Ära, doch darauf ging Frevert nicht ein. Das Kapitel ist geschlossen. Nach einer knappen Stunde gab es den ersten Abgang der Band von der Bühne. Insgesamt drei Zugaben mit jeweils zwei Stücken sollten folgen. Das Konzert war nach etw. eineinhalb Stunden und 20 Liedern schon vorbei.
Meinung
Ein schönes Konzert. Wie schon erwähnt, gab es eine bunte Mischung aus allen drei Scheiben zu hören, schnelle Lieder waren ebenso vorhanden, wie sehr ruhige. „Doppelgänger“ und „Du musst zuhause sein“ von der ersten CD sowie „Seltsam öffne mich“ und „Einwegfeuerzeugstichflamme“ von der zweiten wurden sehr druckvoll und mitreißen präsentiert. Wären wir jünger gewesen, wären wir wohl im Kreis gesprungen…
Schade war, dass während Freverts erster Zugabe, in der er zwei sehr ruhige Lieder spielte, nur begleitet von seiner Akustikgitarre und einem zurückhaltenden Klavier, dass also in dieser ruhigen Phase am Tresen die Flaschen neu sortiert wurden. Das Geschepper und Geklirre war doch ziemlich störend und hätte gerne ein paar Minuten auf sich warten lassen können.
Etwas verwundert hat es mich, „Durchsichtiger Blues“ und das gar nicht so schöne „Tiefkühltruhe“ zu hören. Nie hätte ich gedacht, dass die Stücke ihren Weg auf die Bühne finden würden. Frevert spielte sie. Trotzdem ein gelungener Abend, der seine knapp 17 Euro absolut wert war.
Nils, 13.04.2008
Kommentar (1)
Vielen Dank für den Konzertbericht. Ich wäre gern dabei gewesen, war aber gestern leider verhindert.