Im Grunde kann man behaupten, Ottensen ist vom Aussterben bedroht (genauso wie die Hamburger Club-Szene). Das wird wohl auch jeder alteingesessene Ottensener bestätigen. Als alteingesessen bezeichne ich Anwohner, die länger als – sagen wir mal – zehn Jahre hier wohnen. Ich habe also gerade noch die Kurve bekommen… 😉
Da gab es z.B. das Zardoz. Zwei Läden, in denen man Secondhand-LPs, -CDs und -Bücher erwerben konnte. Zuerst ging das Zardoz am Paul-Nevermann-Platz, dann das Zardoz gegenüber vom Mercado. Hier konnte man neben allerlei Gebrauchtem auch noch einen Kaffee oder einen Chai schlürfen und in Secondhand-Büchern schmökern. Das Zardoz musste einer langweiligen Kaffee-Schnellabfertigungshalle weichen. *gähn*
Jüngstes Beispiel für den Verfall Ottensens ist das Wegfallen dieses kleinen, blauen Hauses in der Großen Brunnenstraße. Das blaue Haus mit der großen, roten Lampe vorn. und dem bunten Mosaik-Fenster im Innenraum. Diese blaue Bar, die auf die Toilettentüren nur die Chromosomenpaare geschrieben hat, so dass Neulinge (bzw. In-der-Schule-Nichtaufpasser) hippelig vor den Türen stehen, weil sie nicht wissen, wo sie rein dürfen. Das Blaue Barhaus wird der Abrissbirne weichen müssen.
Zwar war die Bar nicht mein Stammlokal — tatsächlich war ich nur einmal drin und musste feststellen, dass ich dort nicht hineinpasse —, dass das kleine königsblaue Haus jedoch verschwindet, stimmt mich schon wehmütig. Zusammen mit dem Blauen Barhaus geht auch das dahinter gelegene Planet Subotnik. Somit verschwindet ein kleiner Flecken Kultur in dem früher als „bunt“ bezeichneten Stadtteil und macht wieder einmal mehr Platz für Schickimicki-Langeweile.
Sabine Klüwer, Betreiberin des Planet Subotnik meint dazu:
Macht Altona doch kaputt, dann gehen wir halt.
Wenn es mal so einfach wäre. Altona verlässt man nicht so einfach… Aber es zeigt schon, wie viel Wut wegen der Geschäftsaufgabe und der Umstrukturierung des Quartiers vorhanden ist.
Kommentare (2)
Schön, dann kann man hier ja wieder mal eine neue SB-Bäckerei eröffnen.
Ich habe im Blauen Haus schon den einen oder anderen klassischen Maitai getrunken. Bei allem, was gegen den Laden spricht, Cocktailsmixen können die.
Hamburg bekommrt einen Beatles Platz. Gut so. Schließlich haben die Beatles von Hamburg aus einen neuen Stil geschaffen der unbedingt auch als Kult bezeichnet werden kann.
Sollte nicht alles Kultige irgendwie gepflegt und erhalten werden? So auch diverse Kult-Lokale? Wie z.B. die blaue Bar und das Planet Subotnik. Viele heute bekannte Sänger, Moderatoren, Schauspieler, Künstler etc. hatten zu Anfang Ihrer Kariere Auftritte im Subotnik. Namen, die jeder Hamburger kennt. Leider wird denen noch kein Denkmnal gesetzt, sonst . . .
vielleicht . . . !
AUFRUF:
All´ ihr Promis, setzt euch doch für solche Kultkneipen ein. Erinnert euch an euere Anfänge und die, die euch dabei geholfen haben. Auf euch, die ihr euch einen Namen in der Öffentlichkeit gemacht habt, hört man – vielleicht.
Macht kaputt was euch kaputt macht hieß es zu Zeiten der 68ern.
Heute:
Ihr könnt euch kaputt machen, was noch mehr Geld bringt wird kaputt gemacht.
Egal ob Kult oder nicht.
Schade eigentlich.