Wir erinnern uns noch alle an das Vorsommer-Theater G8? Als nicht nur irrsinnig viel Geld für den Urlaub von ein paar reichen Landesfürsten ausgegeben wurde, sondern als auch in Hamburg nach einem nicht so wirklich nachvollziehbaren Muster Post von „potenziellen G8-Gegnern“ geöffnet wurde?
Wer denkt, das war’s in Sachen Klein-Schäublesdorf im hohen Norden, der irrt. Als der Senat 2005 die Novellierung des Polizeigesetzes durchdrückte, da wurde auch der Punkt der verdachtsunabhängigen Kontrolle eingeführt. Demnach darf die Hamburger Polizei „lageabhängige Kontrollen“ durchführen, also Kontrollen in so genannten Gefahrenzonen. So wie im Mai die Post von potenziellen G8-Gegnern in den „Szenestadtteilen Altona, St. Pauli, Eimsbüttel sowie dem Schanzen- und dem Karoviertel“ durchsucht wurde, so werden auch weite Teile Altonas und Ottensens als „Gefahrenzonen“ eingestuft.
Das hat zur Folge, dass Mensch mit Jeans, T-Shirt und Turnschuhen auf den Bus warten kann und plötzlich eine Ausweiskontrolle bis hin zur Leibesvisitation über sich ergehen lassen muss. Nett. Erst schießen, dann fragen.
Es heißt, dass man damit u.a. die Gefahr des Drogenhandels unterbinden möchte. Dazu habe man ein bestimmtes Muster, nach dem man sich die zu kontrollierenden Bürger aussucht. Nennt man das dann „Feindbild“? Einen 50-jährigen Anzugträger würde man hingegen nicht kontrollieren…
Also liebe Leute in Altona und Ottensen: Lasst uns doch einfach alle Anzüge tragen, dann fallen wir nicht mehr auf und kommen auch erst gar nicht nicht in die Lage, peinliche und wohl sehr oft unbegründete Kontrollen über uns ergehen lassen zu müssen.
Ich habe das Bild einer uniformierten Stadt vor Augen… Das gefiele dem Senat wahrscheinlich sehr gut.
Kommentare (8)
Wie wäre es denn mit Prinz-Heinrich-Mütze und Tracht? Das würde eventuell sogar noch den Tourismus ankurbeln und zumindest die konservativen Politiker würden vor Freude jauchzen. 😉
Ach ja, mit dem letzten Link stimmt etwas nicht, der passt thematisch irgendwie gar nicht zum Artikel.
Pfft Feindbild – kontrolliert werden auch Frauen mit Minikleid im rosa Smart.
Die Idee ist eine konsequente Weiterentwicklung der „Innenstadt ohne Obdachlose“,eben noch ein Stück eleganter…
@Ecki: Wieso nicht? Das ist doch der eigentliche Aufhänger. In dem Artikel geht es schließlich um das Fallbeispiel mit der Leibesvisitation. Auch habe ich etwas aus dem Artikel zitiert. Was passt denn da nicht? 😮
@Zen: Na, dass diese Frauen kontrolliert werden hat wohl andere Gründe…
Und die Geschichte mit den Obdachlosen kam mir auch in den Sinn. Stimmt.
@Nils: Naja, irgendwie passt es halt nicht. Was hat denn ein Artikel in dem es um eine psychiatrische Einrichtung in Hannover geht mit Leibesvisitationen von T-Shirt-Trägern in Altona zu tun? Also bei mir führt der link dort hin: http://www.taz.de/index.php?id=nord-aktuell&dig=2007/08/06/a0079&id=934
Hö? Bei mir geht der Link zu dem Artikel „Kleider machen suspekt“. Bei wem zweigt der Link noch falsch ab?? 😮 Sehr seltsam…
Nicht seltsam, denn die Adresse für den ursprünglich verlinkten Artikel, der wohl nicht mehr „aktuell“ ist, wurde geändert.
Ha. Nicht meine Schuld! 🙂 Link wurde im Artikel geändert. Danke für den Hinweis.
…mit einem angehängten „&cHash=294c3a4960“
hinter http://www.taz.de/index.php?id=nord-aktuell&dig=2007/08/06/a0079&id=934
scheints allerdings auch zu klappen:
http://www.taz.de/index.php?id=nord-aktuell&dig=2007/08/06/a0079&id=934&cHash=294c3a4960
Oder doch nicht?
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