Wann wurde eigentlich das letzte Mal etwas aufgedeckt? Ich sah vor kurzem wieder einmal den sehr guten Film Die Unbestechlichen mit Robert Redford und Dustin Hoffman in den Hauptrollen. Die beiden in dem Film verkörperten Journalisten Woodward und Bernstein gelten als die „Pioniere“ des investigativen Journalismus. Also als Vorreiter einer Gattung von Journalisten, die sehr lange und sehr gründlich recherchieren und hinten kommt dann ein politischer oder wirtschaftlicher Skandal heraus. Im Falle Watergates kam es sogar zum Rücktritt des Präsidentens.
Gibt es das noch? Die letzte (heimische) „Enthüllung“, die mir einfällt, ist die Aktion mit Vattenfall — aber da wurde auch nicht wirklich etwas aufgedeckt. Schließlich sah man den Rauch wohl schon von weitem.
Schaut man in eine Zeitung, dann ist das, was man dort zu lesen bekommt, doch hauptsächlich Agentur-Kost oder PR-Sülze aus den Betrieben, den Parteien, der Regierung. Solche Meldungen werden noch etwas poliert, bunt angesprüht oder im negativen Falle auch ätzender gestaltet. So wirklich tief gebuddelt wird doch gar nicht mehr, oder?
Da muss die Zeitung (oder der Sender) auf Anzeigenkunden oder irgendwie beteiligte Firmen Rücksicht nehmen, schon wird nichts mehr gegen diesen oder jenen Betrieb bzw. Politiker gesagt. Daran könnte es liegen: Die Medien sind einfach nicht frei, sie können gar nicht mehr alles schreiben. Hinzu kommt natürlich der Zeitfaktor. Es muss alles schnell rausgehauen werden. Gar nicht tief graben, an der Oberfläche kratzen reicht und raus damit. Schließlich fällt mir noch ein, dass es einfach kaum noch solche Journalisten wie Woodward und Bernstein gibt. Auch in den Medien sitzen „hungry pakistanis“ und Praktikanten. Die beherrschen das Handwerk doch kaum noch so, wie die „alten Hasen“.
Genügen. Sumpf und Schweinkram dürfte es „da draußen“ bestimmt geben. Daran liegt es also nicht…
Kommentar (1)
Das ist – glaube ich – ungerecht: Journalisten decken durchaus noch viel auf. Es wird halt von der Bevölkerung nicht mehr so aufgenommen. Der letzte Skandal der mir so in den Sinn kommt ist z.B. die Korruptionsaffäre in Sachsen, in der “Der Spiegel“ ziemlich viel aufdeckte.
Der Staat reagiert auch drastisch auf Enthüllungen: In Russland und chin. werden kritische Journalisten verhaftet oder gar umgebracht, in Deutschland kriegen sie ein Verfahren wegen Beihilfe zum Geheimnisverrat. Journalisten müssen also auch eine ordentliche Portion Mut aufbringen.
Und schließlich greifen die Arbeitgeber auch massiv in die journalistische Arbeit ein: Siehe Murdoch, siehe sicher auch Springer. Auch hier muss der Journalist den Mut haben, auch gekündigt zu werden oder schlecht zu verdienen, wenn er die ganze Wahrheit sagen will.
Alles nicht so einfach.
gt
PS: Welche Enthüllungen fallen Dir vor Watergate ein – wenn vorher alles besser war 🙂
PPS: Die Unbestechlichen ist ein toller Film.