Ausverkauf

Was macht man, wenn man nicht mit Geld umgehen kann? Wenn die Gier zu groß ist und man sich nur noch „Leuchtturm-Projekte“ gönnt, auf dass die Welt sieht, was für ein geiler Hengst man ist, dann bleibt das Geld an anderen Stellen eben knapp. In Hamburg ist das u.a. die Bildung. Mehr Lehrer? Pustekuchen.

Was macht man dann? Schulen müssen schließlich irgendwie aufrecht erhalten werden — leider. Mensch, das wäre was: Alle Schulen schließen und das Geld für noch mehr Pomp und Protz ausgeben… So geht es natürlich nicht. Also verkauft man einfach die Schulen. Nicht die gesamten Schulen, aber Teile davon. In Hamburg dürfen ab Oktober Werbeflächen veräußert werden. „Zur Aufbesserung des Schuletats“. Schon klar. Wenn man selber nicht gewillt ist, Geld in die Bildungsstätten zu stecken, dann sollen das Andere machen.

Dabei wird mit offenen Karten gespielt. „Es ist ohnehin bekannt, dass Jugendliche ein interessanter Markt für die Wirtschaft sind„, sagt der Sprecher der Hamburger Bildungsbehörde, Alexander Luckow. Warum dann nicht die Werbung ins Klassenzimmer holen? Dann steht der Lehrer eben neben einem dicken Werbeplakat für die neue Spielekonsole und macht die Kinder heiß drauf. Das kommt denen doch nur zugute.

Gerade die sozial schwachen Schulen sollen davon profitieren, wenn die Kinder abgezockt werden. Dass bei den Kindern — eventuell bei denen aus sozial schwachen Gebieten erst recht — oft schon der Pleitegeier im Rücken steht (zu hohe Handy-Rechnungen, bzw. zu teure Markenklamotten), scheint da egal. Sozial Schwache sind eh egal… Luckow findet es hingegen toll und völlig unbedenklich. Auch seine Chefin, die Ich-will-nicht-dran-denken-Senatorin Dinges-Dierig, sieht in der Werbe-Erlaubnis die Chance, soziales Ungleichgewicht abzubauen.

Interessant finde ich da die Äußerung von Armin Valet von der Hamburger Verbraucherzentrale. Valet weist darauf hin, dass Schulen bisher mit die einzigen werbefreien Stätten für Kinder waren. Wenn im Fernsehen ein Werbeblock kommt, kann man wegschalten. Wenn einem dann aber auf dem Pausenhof, in den Schulgängen, auf den Toiletten und im Klassenzimmer Werbung begegnet, kann man nicht wegschalten. Dauerwerbeterror.

Aber Hey, die Schulen sollen doch – so zieht man sich dann wieder aus der Affäre heraus – selber bestimmen können, welche Werbung geschaltet werden soll. Das beinhaltet natürlich auch die Freiheit, zu entscheiden, ob überhaupt Werbung im Klassenzimmer hängt. Allerdings sei daran erinnert, dass Hamburgs CDU-Senat wenig Geld für Schulen springen lässt. Also ist die Veräußerung von Werbeflächen endlich eine Möglichkeit, doch einmal ein bisschen Geld in die Schulkassen zu spülen. Wenn es der Senat schon nicht macht… Eine fragwürdige Möglichkeit.

Darauf eine U4… Prost.

[Nachtrag]
o.a. König von Beust hat seiner Schildmaid Dinges-Dierig eine Abfuhr erteilt. Werbung an Schulen soll doch nicht erlaubt werden. Wieder etwas, das die Senatorin wohl am liebsten aus ihrem Kopf verdrängen würde. 😛 Stellt sich mir nur die Frage: Weiß bei der CDU wirklich die rechte Hand nicht, was die rechte Hand macht? Oder wird nur ein ohnehin fälliges Opfer zur Schlachtbank getragen und nebenbei der König in eine neue Rüstung gesteckt? Ist der Spaß-EB jetzt unser Ritter und Retter? Weil: Wahl und so…