The Spirit ist eine Comic-Figur geschaffen von Will Eisner. Während Anfang der 1940er die Superhelden sich in den Comics breit machten und kleine Heftchen eroberten, sich die Comics also von den bis dahin üblichen, kleinen Zeitungsstrips lösten, schuf Eisner den Rächer mit der Maske. Deutlich am Film noir angelegt, sind seine meist siebenseitigen Geschichten (plus ein Deckblatt) düster und verrucht. Wir wären allerdings nicht in den jungen Jahren der Comic-Branche, wären die dunklen Straßen der fiktiven Stadt Central City nicht doch noch irgendwie lustig. Klassische Faustkämpfe mit dummen Verbrechern sind an der Tagesordnung (wie auch bei Superman und Co.), der Spirit hat dabei fast immer einen kecken Spruch auf den Lippen. Was die The Spirit-Comics auszeichnete war u.a. das Spiel Eisners mit Perspektiven, Schatten und seine ungewöhnlichen Blickwinkel.
Der US-Comicautor und -Zeichner Frank Miller ist für die 1980er und 1990er ein sehr wichtiger Vertreter des Comic-Genres. Er schuf verstörend dunkle Comics wie Sin City (bei Dark Horse erschienen), den genialen The Dark Knight Returns (DC) oder auch 300. Miller hat außerdem einige Drehbücher geschrieben, sein wohl wichtigstes Gebiet sind jedoch die Comics.
2005 wurde Millers Sin City verfilmt. In Deutschland ein Erfolg, im Heimatland amerik. lief der nicht so gut. Was ich verstehen kann. Sin City fand ich einfach nur blöd. Und das von einem, der Comics gerne mag. Die Technik, also die gestalterische Umsetzung des Films ist spitzen-klasse. Keine Frage. Aber die überbordende Gewalt, die Gewalt-Orgien, sind einfach nur abstoßend. Leider wird ein zweiter und dritter Film gedreht…
Ich könnte jetzt hier ein Pro und Kontra der Gewalt in Sin City und 300 aufführen, doch damit käme ich vom eigentlichen Ziel ab. Denn: Frank Miller hat sich Will Eisners The Spirit angenommen. Diesmal führt Miller sogar selber Regie.
Beim ersten Betrachten des Trailers war ich unentschlossen, tendierte jedoch gen Ablehnung. Wie schon bei den Sin City– und 300-Verfilmungen kommt eine Menge Greenscreen zum Einsatz. Es wird sehr viel am Computer nachgearbeitet um einen comichaften Eindruck zu erwecken. Aber wo bleibt die Geschichte? The Spirit und die Frauen… – Nur schön anzuschauende Frauen können doch keinen Film ausfüllen. Und will diese Comicverfilmung auch wieder cool sein, wie es die beiden anderen Miller-Comicverfilmungen gemacht haben? Schon wieder ein cooler Film? Wie wäre es mal wieder mit etwas Neuem?
Dann sah ich eine komplette Szene aus dem Film (schnell anschauen bevor der Trailer wieder offline geht), vorgestellt auf der Comic Con in San Diego. Hier prügeln sich The Spirit (Gabriel Macht) und der Bösewicht Oktopus (Samuel L. Jackson) miteinander. Kein ausgeklügelter Kampf an Fäden, mit Drehungen in der Luft und so. Eine einfache, comichaft überspitzte Prügelei. Und erst nach dieser Szene kam es mir wieder in den Sinn, dass The Spirit eigentlich nicht in diesem Jahrhundert angesiedelt ist, sondern in den frühen 1940ern als die Comics noch albern waren. Denn die Prügelei ist albern! Gewinnt dadurch aber auch irgendwie an Charme.
The Spirit könnte also eine gelungene Film noir-angehauchte, altbacken alberne Comic-Verfilmung sein, die dem Werk von Will Eisner gerecht wird und eine Hommage an sein Schaffen ist. Könnte! Ganz sicher bin ich mir noch nicht…
Wie auch immer: Wenn man ihn sich Anfang 2009 anschauen will, sollte man mit der richtigen Einstellung in den Streifen gehen und keinen todernsten Action-Film erwarten. Es ist immer wichtig mit der richtigen Erwartung ins Kino zu gehen!