Augen zu, Ohren auf

Auf Wired ist ein interessanter Bericht über verschwindende Biotope zu finden. Wir wissen alle, dass ständig Tiere aussterben. Tritt man jedoch einen Schritt zurück, nimmt man auch die Zerstörung ihrer Biotope wahr. Okay, meistens kommt erst die Biotop-Zerstörung, die dann die Tier-Ausrottung zur Folge hat. Dennoch wird meistens „nur“ von den Tieren gesprochen.

Der Bioakustiker Bernie Krause nimmt nun schon seit 40 Jahren die Klangwelten der verschiedensten Biotope auf. Dabei musste er feststellen, dass mittlerweile fast 50% dieser (nordamerikanischen) Klangwelten verschwunden sind. Die Biotope wurden so radikal verändert, dass die Tiere und Pflanzen fehlen, wodurch sich der Klangteppich, den man hört, wenn man z.B. auf einer Wiese steht, verändert hat. Hinzu kommen „akustische Verschmutzungen“, wie wir sie ebenfalls von den Lichtverschmutzungen her kennen. Auch diese verändern die Wahrnehmung eines Ortes mit den Ohren.

Krause hat ein riesiges Archiv an Natur-Klangaufnahmen (die er kommerziell vertreibt). Auf Wired kann man sich aber einmal mit geschlossenen Augen die Klangwelten von Belize, Brasilien, Costa Rica, Borneo und Madagaskar anhören. Das, was wir auf der Seite anhören können, ist in den Fällen Borneo, Costa Rica und Madagaskar so in freier Natur nicht mehr zu hören. Einzig in Costa Rica, so Krause, könnte die Klangwelt wieder entstehen.

Übrigens: Für Menschen, die sich bei geschlossenen Augen gut zurechtfinden oder beim Lauschen der Klangbeispiele ein Bild von der Umgebung haben machen können, empfehle ich einen Besuch bei Dialog im Dunkeln in der Speicherstadt. In völliger Dunkelheit erfährt man, wie es ist, wenn man nichts mehr sehen kann und sich z.B. in der Stadt zurechtfinden muss. Ich war sehr erstaunt, wie schnell ich auf die akustische Wahrnehmung umgeschaltet habe … Wir sind alle sehr stark von unserem Gesichtsfeld abhängig. Was, wenn dieses nicht mehr da ist?