Scalped – Indian Country

Cover Joker

Bewertung: 3.5 von 5

Dashiell Bad Horse ist mit 13 Jahren aus dem „Prairie Rose Indian-Reservat“ abgehauen. Seine Mutter war ständig auf irgendwelchen Protest-Kundgebungen, hat sich aber nie um ihn gekümmert. Da ist er raus.

15 Jahre später taucht er wieder im Reservat auf, das sich mittlerweile zu einem der Reservate mit extrem hohem Alkoholismus entwickelt hat – und ein mieser Drogenumschlagplatz ist. Bad Horse kommt, fängt Streit an, prügelt sich wie wild und landet im Endeffekt vor Lincoln Red Crow, dem hiesigen Mobster-Boss und Anführer des Stammes.

Red Crow, der demnächst ein Casino im Reservat eröffnen will, stellt Bad Horse als Polizist ein. Wer sagt, dass ein Mobster nicht auch gleichzeitig der Chef der Polizei sein kann? Mit unglaublich viel Wut geht Bad Horse an die Arbeit, hebt ein Meth-Labor nach dem anderen aus. Alles Konkurrenz für Red Crow.

Nebenbei trifft der ehemalige Ausreißer auch die Liebe seiner Jugend wieder, die aber mittlerweile verheiratet ist und sich durchs Reservat hurt. Das, obwohl sie die Tochter vom Big Boss Red Crow ist.

Es braucht ein wenig Zeit, bis sich herausstellt, dass Dashiell Bad Horse nicht ohne jeden Grund ins Reservat zurückgekehrt ist. Dashiell ist Undercover-FBI-Agent … Bei einem geheimen Treffen mit seinem Vorgesetzten wird allerdings schnell klar, dass er aus diesem speziellen Auftrag raus will. Alles viel zu gefährlich, viel zu aufreibend. Doch Agent Nitz hat etwas gegen Dashiell in der Hand, also muss er weitermachen.

Außerdem gibt es noch einen Mord an zwei FBI-Agenten im Sommer 1975 und einen einsamen Reiter, von dem im Reservat niemand Notiz nimmt.

Meinung

Aufmerksam bin ich auf die Geschichte aus der Feder von Jason Aaron geworden, weil u.a. Y: The last Man-Autor Brian K. Vaughan das Vorwort geschrieben hat. Vaughan lobt Aaron sehr über den Klee, freut er sich doch darüber, dass endlich auch mal ein Amerikaner gute Geschichten erzählt und nicht immer nur Europäer wie Alan Moore, Grant Morrison oder Neil Gaiman — alles Inselgeborene, die erfolgreich in Amerika, amerikanische Geschichten schreiben. Nun also ein Ami: Aaron. Und der nimmt sich auch gleich ein uramerikanisches Thema vor: die Indianer.

Die Zeichnungen von R.M. Guéra sind oft nicht leicht zu entziffern, eine Unterscheidung der einzelnen Personen ist von Zeit zu Zeit nicht auf Anhieb möglich. Sie sind „rauh“, wobei es wohl eher die Colorierung ist, die an einigen Stellen nicht differenziert genug ist, die den Lesespaß etwas mindert. Allerdings las ich irgendwo, dass der Colorist demnächst auch ausgetauscht werden soll.

Dashiell Bad Horse wird gut porträtiert. Er ist ein Einzelgänger voller Wut. Es wird in Rückblenden das Verhältnis zur Mutter gezeigt, wodurch die Wut erklärt wird. Es werden Hinweise auf „versteckte Geheimnisse“ gestreut, die die Neugierde auf weitere Bände macht. Dennoch bin ich nicht hundertprozentig warm geworden mit dem Buch. Vielleicht ist es auch die arg verhunzte und „hingerotzte“ Sprache, die dem Band Punkte kostet. Sehr viele Schimpfwörter … Möchte man seinen englischen Sprachschatz in diese Richtung erweitern, ist man bei Scalped gut aufgehoben.

Wer einen zeitgenössischen Krimi mit Gewalt, falschen Identitäten und mit Indianern lesen möchte, dem sei Scalped empfohlen.