In Hamburg werden – wie wohl in diversen anderen Großstädten auch – viele Filme gedreht. Fürs Fernsehen oder in seltenen Fällen sogar für die Silberleinwand. Ottensen ist eine gerne benutzte Kulisse. Dann stehen die Laster vor der Tür, der Catering-Wagen, Kabel liegen auf dem Gehweg, Monster-Scheinwerfer leuchten in Wohnungen oder Büros hinein.
Gestern war in der Caffamacherreihe ein Filmteam am Drehen. Keine Ahnung, was dort in der Nähe eines großen Baby-Ausstattungsgeschäfts gefilmt wurde. War mir egal, ist es immer noch.
An allen wichtigen Positionen – und welche ist im Filmbusiness nicht wichtig? – stehen dann neben den Kameraleuten, den Schauspielern, den Technikern und was-weiß-ich-wem-noch auch die Leute mit dem wohl blödesten Job am Filmset: die Leuteverscheucher.
Mit gelber Warnweste und (ganz wichtig) einem Walkie-Talkie bewaffnet stehen sie da an den Straßenecke und verscheuchen Neugierige. Jeder (!), der vorbei kommt ist ein Neugieriger und will gaffen. Also wird auch jeder angepöbelt. Das hat mich gestern sowas von kalt gelassen. Vielleicht hatte das Mädel mit der Sprechanlage auch deswegen nichts gesagt, weil ich vermummt und schnell auf dem Rad an ihr vorbeigefahren bin.
Als ich noch studierte, drehten sie seinerzeit Der Campus an der Hamburger Universität, und zwar im Hauptgebäude. Vor diesem ist ein breeeiter Fuß- und Fahrradweg. Links und rechts vom Eingang standen Leuteverscheucher mit ausgebreiteten Armen. Niemand durfte durch. Ich meinte noch zu der jungen Frau, dass ich aber durch müsse. Ich wolle zur Bahn. Und mal eben über die sechsspurige Edmund-Siemers-Allee zu laufen, ist nicht das, was ich mir unter einem gesundheitsfördernden Hobby vorstelle. Egal. Sie fuchtelte und wedelte mit ihren Armen und dem Walkie-Talkie vor meiner Nase herum. Ich. Dürfe. Hier. Nicht. Durch.
Das war mir dann doch zu dumm, also ein „Oh, schau mal, ein Ufo!“ später, war ich an ihr vorbei. Holla, was hatte die für Schimpfwörter parat! Niemand wurde gestört, niemand verletzt, keine Szene verpatzt – aber ich durfte nicht durch.
Die halten sich für ganz schön wichtig; die Filmleute und erst recht die Leuteverscheucher, die wirklich einen blöden Job haben.