Hamburger Mauer

Eine Mauer in Hamburg Es war der letzte Tag des vergangenen Jahres. Ich rief Herrn S. an, um ihm noch einmal persönlich einen guten Rutsch zu wünschen. Dabei kamen wir ins Plaudern. Irgendwann landeten wir natürlich bei all dem Bockmist, den unser Spaß-Senat in 2005 verzapft hat. Aktuelles Thema: Bettler raus aus der Stadt.

Innensenator Nagel will die Bettler aus der Innenstadt raus haben. Mönckebergstraße, Rathaus und unser ach so schöner Jungfernstieg sollen von Bettlern gesäubert befreit werden. Also überall dort, wo Touristen flanieren und Geld in Hamburgs Kassen spülen sollen. Nach einigen absurden Ideen kam ich auf eine sehr elegante und saubere Lösung, die bestimmt sowohl bei Herrn Nagel, als auch bei den Herren von Beust und Freytag bestimmt auf großes Wohlwollen treffen dürfte.

Jungs, ich weiß, das ist nicht neu, aber es hatte sich doch so schön bewährt. Mein Vorschlag: Zieht eine Mauer hoch. So richtig schön groß und gefährlich, wie es einst die „Freunde von drüben“ gemacht haben. Das würde übrigens auch wieder einen klaren Standortvorteil gegenüber den bösen Berlinern bringen. Und es kämen noch mehr Touristen.

Nicht gleich aufschreien und die Idee abschmettern. Zuhören! Überlegt doch einmal, was das für Vorteile hätte.

  • Udo Nagel könnte seine Bettler effektiv aus den Schmuckstraßen verbannen
  • Freytag und von Beust könnten weiter Glaskuben bauen, bis sie selbst sie nicht mehr sehen könnten
  • Der ach so schöne Jungfernstieg bliebe frei von stinkenden Skatern (und Kaugummi-„Pocken“)
  • Ebenso die Hafencity. Da sollen keine jungen Menschen mit Schlabberhosen rumfahren oder -gammeln
  • Das Areal (s. PDF; 265kb) umfasst übrigens alle für den Senat wichtigen Gebiete
  • Man könnte genau kontrollieren, wer in die Ole-City dürfte und wer nicht
  • Alle gemeinen Bürger – die, die eh nicht interessieren – blieben draußen. Wenn sie wollten, könnten sie die Mauer von außen mit Graffitis verunstalten, das gäbe es in Ole-City nicht
  • Der Stadtpark wäre auch eingeschlossen. Den mag der Senat zwar nicht, aber nur um „die da draußen“ zu ärgern, würde der Park auch einverleibt werden. Pluspunkt: Der Senat könnte ohne Gegenwehr das Planetarium in die Hafencity verlegen
  • Keine linken Demonstranten würden mehr gegen das Mövenpick-Hotel im Schanzenpark angehen können. Das spart Polizeikräfte ein
  • Haus- und Hofarchitekt Teherani könnte ungestört Glas- und Stahlbauten in seinem HQ kreieren und Ole-City damit zupflastern
  • Übrigens: Der Axel Springer Verlag läge ebenfalls im neuen Ole-Areal. Wichtig für die Stimmungsmache

Klar, es gäbe auch einige Unannehmlichkeiten – vorerst. So umschließt die Mauer das Uni-Gelände mit ein. Aber da ab kommendem Wintersemester Studiengebühren eingeführt werden sollen, können sich bald eh nur noch Kinder aus reichem Haus ein Studium leisten. Studentenwohnungen müssten natürlich erst einmal geräumt werden, bis die neue Generation einziehen könnte.

Zieht eine Mauer in Hamburg! Dann müsstet Ihr Euch wirklich nicht mehr um uns kümmern. Und wehe, mir kümmt jetzt wer und behauptet, das Vorhaben sei dumm und kostspielig

Kommentare (2)

  1. DL schrieb:

    Wenn die Mauer bedeutet, dass es außerhalb dieser Einrichtung keinerlei Springer-Publikationen mehr gibt – dann bin ich aber so was von sofort dabei. Gebt mir einen Stein, ich fange an!

    Dienstag, 3. Januar 2006 um 15:49 #
  2. Nils schrieb:

    *hmm* Okay. Hermetisch können wir sie ja nicht abschließen. Sind ja keine Selbstversorger. Wobei: Den Stadtpark zum Anbauen haben sie ja schon. 😉 Es kommen also Sachen rein und somit auch raus.

    Abgesehen davon, kannst Du doch der Nation nicht das Fischeinwickel-Blatt mit dem roten Logo nehmen. Was soll Mensch denn dann denken? Das könnte gar zur Meinungsbildung im Volke führen. Das geht nun wirklich nicht… :nene:

    Dienstag, 3. Januar 2006 um 15:54 #