Internetuser sind die fleißigeren Wähler

Nachdem ich meine Stimme abgegeben habe, verfolgte ich die Wahl im Twitterwald, genauer auf dieser Twitterwall. Wenn man sich die Tweets dort angeschaut hat, konnte man beinahe Hoffnung schöpfen: Es las sich so, als wäre eine Wahlbeteiligung von 90% vorhanden. Tatsächlich war die Wahlbeteiligung an der Europawahl — wie erwartet — mies. In Hamburg sind weniger Bürger ins Wahllokal gegangen, als 2004:

Die voraussichtliche Wahlbeteiligung um 18.00 Uhr in Hamburg: 32,1% (2004: 34,9%).Die voraussichtliche Wahlbeteiligung um 18.00 Uhr in Hamburg: 32,1% (2004: 34,9%).

Sehr traurig. Fragt man sich natürlich unweigerlich, woran das lag? Niemand will eine Antwort geben, auch wenn es im Grunde jeder ahnt. Den Bürgern wurde nicht verständlich erklärt, wieso sie zur EU-Wahl gehen sollten. Frei nach dem Motto: ‚Das Hemd am eigenen Leib ist mir am nähsten – was interessiert mich Europa? Zumal die deutschen Politiker die Bürger schon nach Strich und Faden verar*****, was brauche ich da noch europäische „Volksvertreter“, die das Gleiche mit den Bürgern machen?‘

Ganz klar ein Problem der Politik und ihrer nicht mehr vorhandenen Glaubwürdigkeit.

Leider haben diejenigen, die so argumentieren, wie oben beschrieben, nur ihr Hemd am Leibe im Sinn. Aber so ein Hemd kommt aus einem Schrank. Wenn dort die Motten wüten, kann auch das eigene Hemd beschädigt werden. Daher wäre es wichtig gewesen, doch mal den Gang zum Wahllokal zu machen. Kommt leider nicht bei jedem an.

Wenigstens die Internet-Benutzer wählen

Wie schon erwähnt, las es sich auf der Twitterwall so schön. In diesem twtpoll, der fragte, was man denn gewählt habe, wurde dann das bestätigt, was sich in den Tweets auch schon abzeichnete:

Ergebnis einer Twitterumfrage zur EU-Wahl

Klarer Sieger bei denen, die das Internet benutzen, ist die Piratenpartei. Das hat sie selbstverständlich der Familienministerin sowie dem Wirtschaftsminister zu verdanken, die ganz klar das Internet zensieren wollen. „So nicht!“ dachten sich daher die Menschen, die das Internet als Austausch- und Informationsquelle ansehen. Sich den Mund verbieten oder vorschreiben lassen, was man sehen darf? Nicht mit uns, so die Twitter-/Internetgemeinschaft — und sie gingen wählen.

Leider ist der Graben zwischen dem „Normalbürger“ und der Internet-Gemeinschaft zu groß. Siehe die gefühlten 90% im Gegensatz zu den realen 32%, resp. 42,5% bundesweit. Otto Normalverbraucher wurde offensichtlich nicht genug „gereizt“, als dass er doch noch zur Urne gegangen wäre. Für ihn scheint entweder alles in bester Ordnung oder er hat komplett aufgegeben.

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  1. […] wenig optimistischer wird die heutige Wahl dagegen von Nils betrachtet. Er hat das Geschehen nach der eigenen Stimmabgabe auf einer Twitterwall verfolgt. […]