Lernfähig

Es ist zu einfach, sich hinzustellen und dem Hamburger Senat den Schwarzen Peter zuzustecken. Doch man sollte nicht immer nur meckern. Immerhin gibt es auch lobenswerte Aktionen unseres hochgeschätzten Senats. Und wenn sie schon mal was gut gemacht haben, sollte man es auch lobend erwähnen. Fair ist fair.

Grund für die anzustimmende Lobeshymne ist die Lernfähigkeit innerhalb des Senats. Sie haben aus Fehlern gelernt. Das ist doch einen Applaus wert! Bringen wir das nicht auch unseren Kindern so bei? Fehler sind dazu da, damit aus ihnen lernt!? Genau das hat der Senat gemacht. Bravo.

Bisher wurden immer die Kosten für irgendwelche Leuchtturmprojekte rausposaunt. Niemand wollte die Projekte außer den Politikern, die sich damit ein Denkmal für die Ewigkeit setzen wollen. — Aber das steht hier nicht zur Debatte … Die bisherigen Prestigeprojekte (das sind solche, die nicht dringend notwendig sind, sondern nur zum „Glänzen“ da sind) wurden also bis Dat. stets mit einem Preis angepriesen.

Blöde nur, dass man offensichtlich nicht so richtig rechnen kann. Da. Im Rathaus. Deshalb explodieren die Kosten regelmäßig auf „unerklärliche Weise“. Die Elbdisharmonie sollte 186 Millionen Euro kosten, mittlerweile sind wir bei 323 Millionen Euro auf der nach oben offenen Skala angekommen. Der ZOB Bergedorf sollte ursprünglich 20,8 Millionen Euro kosten, nun sind es mehr als 40 Millionen. Die Hafencity-Universität (wir erinnern uns, das Ding, das kommen solle, egal was es koste) wurde mal mit 60, mittlerweile mit 84 Millionen Euro veranschlagt. Und die absolut unnütze U4 kostete 2004 gute 275 Millionen Euro, drei Jahre später waren es schon knapp 300 Millionen.

Alles nicht so toll. Wer gibt schon gerne zu, dass er überhaupt keine Ahnung von Finanzen hat, wenn er doch von seinen Bürgern regelmäßig Steuern einholt — und die dann verbrennt …? Macht sich doch in keinem Resumé gut: „Ich war für die Finanzen einer Firma zuständig, die sich von den erwirtschafteten Geldern der Mitarbeiter finanziert hat. Aber da ich null Ahnung von Zahlen habe, habe ich das mir anvertraute Geld stets verpulvert. Dafür haben wir jetzt schöne Statuen in der Eingangshalle stehen. Einige sehen sogar aus wie ich.“ — „Nächster!“

Aber jetzt kommt es: Sie haben gelernt. Die Stadtbahn (die Elbphilharmonie der GAL [MoPo]) wird von Umweltzerstörungssenatorin Hajduk erst gar nicht mit einem Preisschild versehen. Wenn man vorher nicht sagt, wie teuer es war, kann einem später auch niemand dafür aufs Dach steigen, wenn man sich aus „unvorhergesehenen Grünen“ verrechnet hat. Gut gemacht. Ein Lerneffekt ist zu beobachten.