Gestern traf ich mich mit einer Freundin und ehemaligen Kollegin zum Mittagessen. Man tauschte Neuigkeiten aus und plauderte so vor sich hin. Natürlich kommt in so einer Konstellation auch die Sprache auf den alten Arbeitsplatz. Wie geht es denn Euch so? — Schlecht, wie es scheint…
„Moderne Sklavenhaltung“ fällt einem zu dem ein, was mir die Bekannte da erzählte. Hier wird knallhart mit der Angst der freien Mitarbeiter kalkuliert. Der ehemalige Chef stellt sich hin und droht offen seinen Mitarbeitern. Ein Pärchen darf nicht mehr zusammen Schicht haben, sowieso dürfen sie nicht gemeinsam Urlaub nehmen. Bitte? Schon zu meinen Zeiten wurde mir klar, dass dort nicht ganz verstanden wurde, was der Begriff „freier Mitarbeiter“ bedeutet.
Für mich war das eigentlich immer ein Mensch, der bei einer Firma als Selbstständiger arbeitet und nicht fest angestellt ist. Als solcher hat der Freie keine Unterstützung beim Begleichen der Krankenkassen-Rechnung, um nur ein Beispiel zu nennen. „Freier Mitarbeiter“ bedeutet die ständige Angst, nicht zu wissen, ob man morgen wieder einen Arbeitsauftrag erhält oder doch auf der Straße hockt. Es bedeutet aber auch eine freie Zeiteinteilung. Oft hat man als Freier nicht nur einen Job, sondern zwei oder drei. Da muss man entscheiden, wie und wann man wo arbeitet. Die Arbeitssituation ist stets kritisch. Deshalb muss man sich nach allen Seiten absichern.
Doch bei meinem alten Arbeitgeber schaut das anders aus. Freie Arbeitseinteilung? Fehlanzeige! Wie oben schon erwähnt bestimmt der CvD (Chef vom Dienst) nicht nur über das Freizeitleben eines Liebespärchens, er hat nun auch angesagt, dass alle Freien sechs Tage die Woche zu arbeiten hätten! Wer nicht mitspielt, der fliegt. — Hallo!? Das geht gar nicht! Hier wird bewusst mit der Existenzangst der Freien gespielt. Entweder lasst ihr euch ausbeuten, oder ihr seid raus! Also ziehen die ohne Festanstellung die Köpfe ein und müssen mehr arbeiten als die Festen — ohne deren „Luxus“ zu genießen.
Dabei könnte man ja auch mal neue Mitarbeiter einstellen, aber Nein, dafür ist (angeblich) kein Geld da. Somit wird der ständig schwindende Stab immer mehr unter Druck gesetzt. Erst Stundenlohnkürzungen, jetzt Sechs-Tage-Woche. Abartige Sklavenmethoden in einer Hamburger Onlineredaktion.
Kommentar (1)
Ja und diese Print- oder Onlinemedien geisseln dann die modernen Sklavenmethoden in den Firmen.
Ich denke, dass das was du im vorhergehenden Artikel beschrieben hast, der Regelfall sein wird. Überall nur Druck!