Twitter? Was soll das?

Da wurde ich doch tatsächlich gefragt, was das soll mit dem Twitter. Lange Zeit war ich absolut gegen Twitter. Die Frage habe ich mir nämlich auch gestellt gehabt. Wozu braucht man das? Man braucht es nicht. Das schon einmal vorweggenommen.

„Damals“ hieß es, Twitter sei ein Dienst, bei dem man mit maximal 140 Zeichen die Statusfrage „Was machst Du gerade?“ beantworten kann. Ganz ehrlich: Ich will nicht wissen, ob jemand noch im Bett liegt, sein Akk. demnächst alle ist und er wohl doch aufstehen muss, um den nächsten Tweet abzusetzen. Was ist das für ein erbärmliches Leben? Ich möchte auch nicht wissen, ob jemand gerade sexuellen Interkurs hat oder im Augenblick defäkiert. Das sind Dinge, die niemanden etwas angehen. Nicht den Freunden, erst recht nicht irgendwelchen anonymen Followern.

Zunächst war ich passiver Leser von einigen Leuten, die ich kenne. Ab und zu gab es dann mal einen Kommentar auf eine gelesene Äußerung. Mittlerweile ist es bei mir einfach nur Spaß. Da ich leider zu wenig Zeit habe, um richtig zu bloggen (So wie jetzt hier in diesem Moment), sind die kleinen 140-Zeichen-Nachrichten eine gute Alternative. Schnell mal jemandem antworten, eine Nachrichte von jemandem retweeten, also kopieren und noch einmal verbreiten. Und dank der mobilen Telefone ist es einfach, von überall eine Nachricht zu senden. Ein Lebenszeichen geben, aber auch belanglose „Ich bin gerade hier“-Nachrichten. Twittern ist mehr als „nur“ Mini-Bloggen.

Manchmal wird Twitter „missbraucht“ als eine Art Chat — der öffentlich ist. Zwar ist er schwer zu verfolgen, wenn ich nur die Timeline einer Person verfolge, aber man bekommt es irgendwie schon hin, der Unterhaltung zu folgen. Wenn man will.

Manche Leute sehen in Twitter die Zukunft des Journalismus. Dem kann ich nicht zustimmen. Es gab auch schon einige Fakes, also Nachrichten von z.B. einem Erdbeben in Berlin und schnell machte diese Nachricht die Runde. Es gab nur nie ein Erdbeben in der Hauptstadt. Jeder kann Nachrichten produzieren. Jeder kann Springer-Verlag spielen. Es gibt keine Autorität, die die einzelnen Tweets auf ihren Wahrheitsgehalt kontrolliert. Ein Foto könnte helfen. Habe ich auch schon mal gemacht. Da war ich just anwesend, als in der Großen Bergstraße im Neuen Forum ein Brand ausgebrochen war. Polizei und Feuerwehr kamen, ich machte zwei Fotos, schickte sie raus — aber das interessierte eh niemanden. Gut, das mag an meinem Nicht-Starlett-Status liegen …

Also wozu jetzt Twitter? Zum Zeitvertreib. Zum Spaß haben. Aber auch als eine Art RSS-Feed-Ersatz. Ich habe diverse Seiten, denen ich folge, die über ihre Tweets auf neue Artikel hinweisen. Das mache ich bei den Moviejunkies zu 80% ebenfalls so.

Einige haben auch Freude daran, Schauspielern oder Sängern zu folgen. Ich folge einigen Zeichnern und Bands. Einfach um auf dem Laufenden zu bleiben. Gerade in dieser „schnelllebigen Zeit“ wo man kaum die Ruhe findet, sich einen langen Artikel durchzulesen, bietet dieses Medium eine willkommene Filterfunktion. Man braucht nur eine maximal 140 Zeichen lange Ankündigung lesen und kann sich dann entscheiden, ob man den vollständigen Text konsumieren möchte.

Manche Leute, Menschen mit Fantasie, schreiben auch in ihren Tweets manchmal absoluten Blödsinn, kurze Geschichten oder ähnliches. Was ist das? Spaß für die Schreiber, im günstigen Fall Spaß für die Leser. Was wiederum Andere sammeln und verbreiten.

Was überhaupt nicht geht — also was mich persönlich extrem nervt —, das sind Geolokationsdienste wie Gowala oder 4Square. Schlicht weil es extrem unpersönlich ist. Über diese Dienste markieren Leute, wo sie gerade sind, diese Nachricht wird dann als „Ich bin Bürgermeister von der Toilette der Shell-Tanke an der A23 geworden“ gepostet. WTF? Das sind doch genau die Dinge, sie ich nicht wissen will!! Hier setzt der Sammeltrieb der Menschen ein. Einloggen und virtuelle Auszeichnungen bekommen — und andere damit nerven. 🙁

Neben diesem unpersönlichen Nervkram, ist der kostenlose Dienst Twitter etwas, das niemand braucht! Aber es macht Spaß und irgendwann fängt man an, regelmäßig in seine Twitter-App zu schauen, wer was geschrieben hat.

Es gibt übrigens auch solche Twitterer, die ausschließlich suuuper seriöse Sachen twittern. Deren Timeline ist dann sehr übersichtlich. Kleine Spaßbremsen sind das. Aber das muss es auch geben. Ist erlaubt. 🙂

Kommentar (1)

  1. michaela schrieb:

    Vielen Dank für diesen Post! Wie oft habe ich mich schon gefragt: wer braucht den ganzen Käse überhaupt!?
    Und 4square – nunja. Zumindest bekommt man (in der Theorie) Sonderkonditionen, wenn man irgendwo Bürgermeister wird… War das nicht so?

    Dienstag, 24. August 2010 um 12:00 #