Kein Platz mehr für Mr. Spock

Peter freut sich zwar auf The Fountain mit Hugh Jackman und Rachel Weisz – aber diese Begeisterung konnte der Film zumindest bei den Amerikanern nicht erfüllen. 35 Mio Dollar Produktionskosten stehen gerade einmal magere 5 Mio Dollar Einnahmen am sonst umsatzstarken Thanksgiving-Wochenende gegenüber. Zur kurzen Erklärung, was das für ein Film ist: Jackman und Weisz sind ein Paar und das seit vielen, vielen Jahren – und sie werden es auch in der Zukunft noch sein. The Fountain handelt vom Quell ewigen Lebens und auch ewiger Liebe. Will man den Film in ein Genre einordnen, dann wäre das zum einen „Drama“ und zum anderen „Science Fiction“. Aber Sci-Fi ist nicht mehr gefragt. Sci-Fi ist zwar noch nicht tot, aber der Patient dümpel in einem leicht komatösen Zustand vor sich hin und wartet auf seine Errettung. Weil Sci-Fi nicht gefragt ist, musste The Fountain auch diese empfindlichen Einbußen hinnehmen.

Stellt sich die Frage, warum es Sci-Fi so schwer hat? Auf Wired geht der Autor Jason Silverman dieser Frage nach. Klare Antwort: Die Filmbosse sind einfach nicht mehr bereit, etwas zu wagen! Blade Runner oder Terminator würden vermutlich heute nicht mehr produziert werden. Der eine ist zu düster, der andere besetzt mit einem Muskelprotz, dessen Namen ein Amerikaner nur schwer aussprechen kann. Und Sternenschlachten à la Star Wars wären den Herrschaften wohl auch zu riskant. Was ich ganz besonders schade finde. Manchmal überkommt mich auch der Sci-Fi-Jieper, also das Verlangen, einen guten Sci-Fi-Film zu sehen. Doch im Kino gibt es kaum noch Filme dieses Genre. Schade.

Dabei müssen es nicht nur die Sternenschlachten oder die Reise in die Zukunft sein. Um uns herum gibt es so viele Dinge, aus denen man Filmstoff weben könnte: Gentechnik, Nanotechnik und selbst der gute alte Computer könnte noch als Themenschwerpunkt herhalten. Das Knowhow ist da, die Fachidioten und Berater ebenso – nur die Geldgeber zieren sich. Diese setzen lieber auf Comicverfilmungen und seichte Unterhaltung. Gegen Comicverfilmungen habe ich nichts, aber wenn das Angebot nur noch aus „Comics auf Leinwand“ besteht, wird es auch irgendwann langweilig. Was ich schade fände.

Es gibt das Schlagwort der Kreativitäts-Flaute in Hollywood. Also greifen die Schreiberlinge, denen nichts eigenes einfällt, eben auf Figuren und Geschichten zurück, die sich bereits im Print bewährten: die Comics. Wie bereits erwähnt, gibt es jedoch noch genügen. anderen Stoff, den man erzählen könnte, man muss ihn nur ausbrüten, den Mut haben, ihn einem Publikum zu zeigen.

Das Publikum, stimmt, das ist auch noch da. Sci-Fi hat oft etwas mit einer Fragestellung zu tun oder einer Bedrohung. Das scheinen Dinge zu sein, die der gemeine Kinogänger anscheinend nicht konsumieren möchte. Frei nach dem Motto „Die Welt ist grausam, was soll ich mich mit irgendwelchen Aliens rumplagen, die sich mit anderen Aliens zu dezimieren versuchen?“. Ein launischer und philosophierender HAL hätte überhaupt keine Chance auf einen Leinwandauftritt. Der Kinongänger ist also auch schon in die Medien-Mühlen, mit ihrem tödlichen Teufelskreis von „mindere Qualität anbieten, Konsument verdummt und man kann ihm also nicht mehr höhere Qualität anbieten“ geraten. Ein Prinzip, das man im TV und in den Printmedien tagtäglich beobachten kann.

Ich wünsche mir jedenfalls mal wieder einen guten Sci-Fi-Film. Gerne mit Sternenschlachten. Wobei mich mein letzter Sci-Fi-Kinogang in Children of Men führte, der zwar harte Kost ist, aber dafür auch sehr gut und spannend umgesetzt wurde. Ein Film, an den ich immer noch denke – obwohl keine Sternenschlachten enthalten waren. 😉 Für den Teufelskreisgeschädigten ist das allerdings zu schwere Kost. Daran haben die Geldgeber jedoch selber Schuld.

Kommentare (3)

  1. Peter schrieb:

    Blade Runner lief an der Kinokasse auch alles andere als berauschend unn wurde erst im Laufe der Zeit zu dem Klassiker, der er heute ist. Leichte Blockbusterkost ist Ridley Scotts Film wahrlich nicht.

    Hast du „Serenity“ gesehen? – Der hat etwas von einem OldSchool SciFi-Flair – allerdings ohne richtige Aliens, dafür mit einem Han Solo gerecht werdenden Kapitän.

    Donnerstag, 30. November 2006 um 14:46 #
  2. Nils schrieb:

    Ob ich Serenity kenne? Aber Hallo! Natürlich! Und Firefly – geniale Serie, gute Charaktere, viel Witz und irgendwie „dreckig“. Aber auch hier gilt: Kein Kassenmagnet. Leider. Völlig zu Unrecht. Dabei haben Serenity/Firefly doch eine große Fanbase. Ich liebe den Streifen!

    Donnerstag, 30. November 2006 um 14:55 #
  3. Peter schrieb:

    Ok, entschuldige die rhetorische Frage 😉

    Donnerstag, 30. November 2006 um 15:06 #