Das Kartellamt hat die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Springer abgelehnt. Alter Hut. Ich warte ja immer noch auf den großen Knall, dass Michael Glos (CSU) als Minister für Wirtschaft und Technologie den von mir gefürchteten Ministerbeschluss erlässt und sich über das Nein des Kartellamtes hinwegsetzt.
In einem Gespräch zwischen Dirk Müller vom Deutschlandfunk und Saarlands Ministerpräsident Peter Müller (CDU) spricht sich der Saarländer für eine Übernahme durch Springer aus. Sein Hauptargument ist hierbei ein nationales. Müller spricht von kulturellen Dimensionen des deutschen Fernsehens (und Radios). Man dürfe diese nicht aus dem Auge verlieren. Wirtschaftliche Aspekte spielt er irgendwie herunter und pocht darauf, dass nur ein deutsches Unternehmen (Springer) den kulturellen Aspekt abdecken, nicht nur – wie es ein ausländischer Käufer täte – ökonomisch handeln und deutsche Werte (welche auch immer im deutschen Fernsehen vorhanden sein sollen) hochhalten würde.
Gut gebrüllt Herr Müller. Ich bin allerdngs immer noch der Meinung, dass man einem Unternehmen nicht zuviel Macht geben sollte. Die kulturellen Dimensionen können wir mal getrost unter den Tisch fallen lassen. Auf der einen Seite möchte ich nicht unbedingt behaupten, dass ProSiebenSat.1 derzeit großartig einen auf Kultur macht (was die vielen Gerichtsshows, Soaps und Pöbel-Sendungen bestätigt). Auf der anderen Seite glaube ich allerdings auch nicht, dass bei einer Springer-Übernahme auf einmal alle Sender von ProSiebenSat.1 zu Arte-Konkurrenten werden. Eine „deutsche Kultur“ im Fernsehen kann ich übrigens nicht erkennen.
Wie Peter Müller ganz richtig zugibt, wird auch Springer wirtschaftliche Interessen haben. Der Laden ist ja nicht unbedingt als Altruismus-Haufen bekannt. Bliebe nur noch das genannte Argument, dass Herr Müller lieber einen Deutschen im Sattel sähe, als einen Ausländer. Im Prinzip nicht ganz verkehrt, aber wenn der Deutsche, der da die Zügel übernehmen würde, auf einmal eine massive Meinungs-Macht hat – zumal so eine wie Springer -, dann ist mir jeder ausländische Investor um Längen lieber. Sofern er nicht gerade Berlusconi heißen sollte…
Blieben somit nur noch ungenannte Argumente. Welche könnten das sein? Eventuell die Tatsache, dass man einen Verlag hat, der einem politisch schon von jeher positiv zugetan ist und es nicht gerade nachteilig für einen wäre, wenn dieser Verlag seine Puppenspielerfäden nicht nur im Zeitungs- sondern auch im TV-Geschäft hätte? Das mag so sein. Allerdings wundert es mich dann, dass auch Koalitionspartner wie Kurt Beck (SPD) auf einmal für das Aussetzen des Kartelamts-Beschlusses sind…
Kommentare (2)
Regierungspolitiker schlagen werdenden Medienmonopolen nichts ab. Schon gar nicht, wenn der maßgebliche Konzern »Springer« heißt. Die Parteikuleur spielt dabei eher keine Rolle…
Traurig und nicht verständlich. 🙁