Nicht nachvollziehbar

Man stelle sich einmal folgende Geschichte vor: Man ist der Chef von einem großen Automobil-Konzern. Irgendwann kommt einem die Idee, man könne doch ein neues Modell auf den Markt bringen. Also stellt man diese Idee zunächst seinem Freundes- und Bekanntenkreis vor. Großes Hallo und Begeisterungsapplaus. Das lässt sich doch prima an.

Später kommt ein Bekannter auf Euch zu und fragt Euch, ob Ihr nicht eventuell – tolle Idee, nebenbei – dem Bekannten einen kleinen Gefallen tun könntet? Er hätte da einen Vorschlag, was man mit dem Wagen noch machen könnte… Herzensgut, wie man als Konzern-Chef nun einmal ist, sagt Ihr dem Bekannten zu. Wie könnt Ihr helfen? Der Bittsteller hätte gerne, dass auf dem Dach des neuen Wagens ein quer angebrachtes Werbetäfelchen montiert wird. Er hat da noch zwei Lagerhallen voll damit. Nun habt Ihr dem Mann schon zugesagt. Einen Rückzieher macht man unter alten Freunden nicht. Ihr nickt fröhlich.

Die Idee ist natürlich völlig blödsinnig. Aber nachdem sich der Bekannte auch schon erkenntlich gezeigt hat, soll das neue Auto diese Werbetafel haben. Quer! Von Taxis kennt man das, dass sie kleine Werbetafeln in Längsrichtung haben. Aber quer? Das erhöht den Luftwiderstand und dadurch verbraucht der Wagen mehr Benzin (das eh schon zu teuer ist). Langsam kommen Zweifel auf, ob sich so ein Wagen wirklich gewinnbringend verkaufen lässt.

Abgesehen davon müsste man für die Sonderproduktion eine neuartige Montagehalle bauen. Platz ist auf dem eigenen Betriebsgelände aber nicht vorhanden. Dann noch eine tollkühne Idee: Man baut die neue Halle unterirdisch! Und um Geld zu sparen, werden für den Bau Monteure aus anderen Produktionen abgezogen. Dadurch leiden dann aber die entsprechenden Auto-Modelle. Daraufhin kommt es zu einem Engpass bei den beliebten Verkaufsschlagern, die Kunden orientieren sich um, kaufen andere Automarken. Das führt allerdings dazu, dass man Mitarbeiter entlassen muss.

So wirklich gut war die Idee mit dem neuen Auto und dem blöden Gefallen dann wohl doch nicht. Schade.

Soweit zur reinen Fiktion. Ist schon dumm so eine Geschichte. Jeder normal denkende Mensch hätte bereits beim ersten Ansinnen des Bekannten abgeblockt. Oder wenigstens später einen Rückzieher gemacht. Wirtschaftlich tragen sich blöde Ideen eben nicht. Aber, wie im Beispiel gezeigt, kann das auch auf dem sozialen Sektor in die Hose gehen. Man richtet unterm Strich damit ganz schön Schaden an. Richtig verrückt wird die Situation, wenn einem jeder sagt, das Projekt müsse geändert werden, man als Konzern-Chef aber vehement an der Idee festhält und sie auf Teufel komm raus durchboxen will. Das wäre dann einfach nicht mehr nachvollziehbar.

Doch zum Glück ist das alles nur drei oder vier kranken Gehirnwindungen von mir entsprungen.

Oder etwa doch nicht?