Akademie

Willkommen meine Damen und Herren.

Ich begrüße Sie zu Ihrer ersten Stunde „Wie werde ich ein guter, knallharter Journalist“, hier in diesen heiligen Hallen, der frisch gegründeten Journalistenakademie. Die Kantine ist im ersten Stock, bitte setzen Sie sich nicht in die Nähe von Menschen, die Sie nicht aus diesem Raum kennen – das sind dann normalsterbliche Bürger…

Fangen wir an. Erste Lektion für einen guten, seriösen Journalist lautet: Wenn Sie eine Meldung oder einen Tipp von einem Informanten haben, die bzw. der von einer Partei handelt, die kein C im Namen hat – immer raus damit! Daraus machen Sie 1a-Schlammschlachten. Hier können Sie Ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Das Seminar „Fantasieankurbeln“ findet immer mittwochs um 14h statt.

So, das haben wir. Als nächste Lektion möchte ich Ihnen vermitteln, dass Sie jedes Bild einer prominenten Person benutzen dürfen. Jedes! Das kann eine Schauspielerin beim Stillen ihres ungeborenen Kindes sein, oder der Sportler, der sich gerade eine Nase Schnee auf den Alpen in die Nase zieht. Haben Sie keine Bedenken, solche Bilder oder so ein Filmmaterial zu benutzen. Wenn es eine Abmahnung gibt, dann macht das nichts. Wir haben alle Richter in der Tasche. Notfalls zahlen wir eine Strafe. Egal. Dafür feuern wir dann eben ein paar freie Mitarbeiter. Es gibt nur eine kleine Ausnahme: Niemals prominente Politikerinnen in Badeanzug zeigen! Das passt dann zu Lektion 1, die ich eben erwähnte.

Beim Schreiben über Menschen aus der Wirtschaft müssen Sie allerdings aufpassen. Auch wenn Sie eine Top-Story über einen rumhurenden und veruntreuenden Bonzen haben – immer erst mit Herrn D. absprechen. Es kann sein, dass sie da gerade einen seiner Golf-Partner am Wickel haben. Oder einen wichtigen Anzeigenkunden. Solche Artikel können dann schon mal unter den Tisch fallen. Es sei denn, eine andere Zeitschrift bekommt Wind davon und alle Medien schreiben darüber, dann müssen wir auch berichten. Aber immer nur „die anderen“ zitieren, niemals die eigenen Fakten auspacken!

Benutzen Sie möglichst kurze Sätze, nichts kompliziertes. Schüttelreime in Überschriften sind auch immer gut. – Ja bitte? Der Herr da hinten? – Rechtschreibung? Nein, da müssen Sie sich keine Gedanken machen. Wir schreiben hier alle noch mit der Rechtschreibung von 1944. Und wir haben da auch noch einige nette Dinge auf Lager…

So, das sind schon die wichtigsten Dinge, die Sie hier in der Akademie lernen können. Wenn Sie sich an diese Regeln halten, dann werden sie ein Top-Journalist und können bei uns auch Karriere machen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Mittagspause!