Wie ist eigentlich die Euphorie in den anderen Ländern? Haben die Briten gestern Innenstädt. lahm gelegt? Partystimmung überall? So, wie es die Deutschen wegen des Sieges über Ecuador gemacht haben? Dass die deutsche Mannschaft ins Achtelfinale weiter ziehen würde, das war doch schon nach dem zweiten Spiel klar. Dennoch ging hier gestern wieder die Lutzi los. Hupkonzerte, als hätte Klinsmanns Truppe schon den Titel geholt.
Im selben Zusammenhang gefragt: Wie schaut es bei unseren Fußball spielenden Nachbarn aus? Nennt mich einen Nörgler, aber wieso stellt die SZ die Frage nach dem Wir? Ich war gestern nicht auf dem Bolzplatz. Nicht mal in der Nähe eines Grüns. Wir haben gestern gut gespielt! Dabei waren das elf gut bezahlte Männer. Der Rest von Wir hat Bier getrunken und gegröhlt – jedoch nicht gespielt. Das ist aber nun typisch deutsch: Wenn die Mannschaft schlecht spielt, dann haben die schlecht, ansonsten haben wir gut gespielt.
Ich bleibe dabei: Die deutsche Nationalelf hat gestern gut gespielt und wenn, dann wird die deutsche Nationalelf Weltmeister (was ich nicht glaube). Nicht wir. Aber für manche scheint das mehr als ein Spiel zu sein.
Kommentar (1)
Ich gehe jede Wette ein: würde die WM in England stattfinden, hätten die Fans auch dort den Verkehr lahmgelegt.
Das deutsche hurrahpatriotische Verhalten ist tatsächlich „normal“, jedenfalls für die meisten Nationen. Das Dumme dabei ist aber, dass, wenn zwei das Gleichen machen, es nicht unbedingt das Selbe ist: schwedischer „Fähnchenpatrotismus“ ist amüsant, englischer schon weniger, deutscher hat zwangsläufig (!) einen äußerst unangehmen Beigeschmack, der übrigens nicht „nur“ auf die deutsche Geschichte zurückzuführen ist.
Ich plädiere nicht für „Sack und Asche“ oder antideutsche Selbstanklagen, vor allem nicht im Ausland. Aber für Bescheidenheit und Zurückhaltung.