Magerfettstufe

In 2001 sah ich live die Türme des World Trade Centers einstürzen. Herr Wickert moderierte. Man war geschockt. So etwas darf es eigentlich nicht geben. Zeit ging ins Land und man hatte es zwar noch im Hinterkopf – aber das Ereignis verblasste langsam. Michael Moore holte es 2004 noch einmal ins Gedächtnis zurück. Fahrenheit 9/11 zeigte Dinge auf, die einen zum Nachdenken brachten und den „mächtigsten Mann der Welt“, den Nackenkrauler Bush, in keinem guten Licht stehen ließen. Doch auch hier legte sich langsam der Mantel des Vergessens über die Affäre.

Das ist für einen Amerikaner natürlich nicht so leicht. Vergessen. Dylan Avery aus Oneonta im Bundesstaat New York wollte eigentlich eine fiktive Geschichte zum Thema drehen. Bei den Recherchen stieß er allerdings auf so viele Ungereimtheiten, dass er das Ruder umriss und eine Dokumentation daraus machte. Die Beweise sind zum Großteil öffentlich einsehbar: Artikel in Büchern, Online-Artikel von Zeitungen, Archivmaterial von Fernsehsendern. Kombiniert mit einigen weiterführenden Fragen kam der 80 Minuten lange Film Loose Change dabei heraus. Das Ganze riecht stark nach Verschwörungstheorie-Film. So etwas fasst man für gewöhnlich nicht mit der Kneifzange an. Zumal Dylan teilweise eine sehr lockere (unprofessionelle) Art an den Tag legt, wie ich es selber machen würde. Mich kann ich selber auch nie ernst nehmen. Dennoch: Schaut man sich den Streifen an, dann stellt Dylan doch sehr interessante Fragen, zeigt mit dem Finger auf Dinge, die einem vorher so nie aufgefallen sind. Schon verblasst das Wörtchen „Verschwörungstheorie“ ein wenig.

Die Seite ist ziemlich stark besucht, so dass man öfters ein TimeOut vom Browser geliefert bekommt. Deshalb kann man sich den Film auch bei Google Video anschauen. 80 Minuten, die ein seltsames Gefühl neben den fettigen Chips und dem Bier im Magen hinterlassen. Anschauen schadet aber nicht. Dabei bekommt man u.a. so ein schönes Zitat von Dylan Avery zu hören:

America has been hijacked.

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