Zahlenspiele in der HafenCity

Die liebe gute alte HafenCity. Unser Verbau- und Umweltzerstörungssenator Freytag findet sie ja ganz dufte und obergenial und bestimmt noch vieles mehr. Das neue Quartier wird, so sagte er erst kürzlich, predigt dies jedoch schon seit mindestens zwei Jahren, ein toller Stadtteil, der offen ist für alle. Auch junge Familien fänden dort eine neue Heimat. Eben alles rosarot und blumig.

Letztes Jahr verkündete der Senator – damals schon unermüdlich:

Die HafenCity wird ein neuer Stadtteil, der auch Normalverdienern offensteht.

Da hat jemand wohl zuviele Hochglanzbroschüren geschnüffelt. Ich schrieb bereits einmal, dass die Mieten viel zu hoch sein werden, als dass sich dort Normalverdiener samt Familie niederließen. Nun kommt die Genderforscherin (neudeutsch für Geschlechterforscherin) Gabriele Schambach und rechnet in der taz sehr schön vor, wie sich die neue Bevölkerung des Schickimicki-Quartiers wohl tatsächlich zusammensetzen wird. Mein Kommentar dazu, Herr Freytag: Normal ist das nicht. (Ist Schleichwerbung, ich weiß. Aber ich darf das ja auch machen, ohne gefeuert zu werden.)

Unterm Strich wird laut Frau Schambach die HafenCity-Bevölkerung eher aus wohlhabenden Männern bestehen. Singles oder wenn verheiratet und gar noch im Seniorenalter, dann – richtig, wohlhabend.

Ach ja, der Onkel Freytag erzählt doch immer noch die besten Geschichten. Da ist zwar meistens kein Stückchen Wahrheit dran, aber schön anzuhören sind sie. Wenn man nicht gerade in Hamburg lebt und ansehen muss, wie etwas mitten in Hamburg gebaut wird, das sich zwar Stadtteil schimpft, aber irgendwie doch nichts Gesundes ist.

Schön finde ich dann noch den Vergleich von Frau Schambach, dass die HafenCity, die, so will es der Senat ja, sehr viel Tourismus erleiden darf, eher dem Disneyland ähneln werde, als einem ’normalen‘ und bewohnbaren Stadtteil.

Von dem traurigen Kapitel U4 will ich hier nicht schon wieder anfangen. Nur soviel: Bei den Recherchen bin ich auf eine Aussage von Stadtverschandelungssenator Freytag aus dem letzten Jahr gestoßen. Alt-Bürgermeister Voscherau prangerte dort die U4 an und forderte eine kostengünstigere Lösung, die oberirdisch verläuft (wie so viele andere auch). Dazu meinte Freytag, dass die HafenCity nicht existieren würde, wenn es nicht die unterirdische Streckenführung gäbe. Man habe nur wegen dieser „Lösung“ (in diesem Zusammenhang ist das Wort ein Hohn) Investoren finden können. Was sind das für seltsame Investoren? Auf alle Fälle gehe ich davon aus, dass diese „Investoren“ die Herrschaften sind, gegenüber denen der Senat in der Verpflichtung steht. Und wieso war das der einzige Grund für die Investoren Geld locker zu machen? Hat die HafenCity sonst nichts zu bieten? Scheint so…