Wo bleiben die Zahlen?

Auf einmal geht der Aufschrei wieder los: Die rechte Gewalt nimmt in Deutschland dramatisch zu. So urplötzlich ist so eine Entwicklung jedoch nicht, liebe Politiker, liebe Medien…

Jetzt haben GAL und SPD beim Hamburger Senat angeklopft und nachgefragt, wie sich denn das Thema „Rechte Gewalt“ in der Hansestadt entwickelt. Doch die Öbersten schweigen sich aus. Wäre ich böse, würde ich vermuten, dass im Rathaus erst noch an den Zahlen geschraubt wird, damit die tatsächlichen Zahlen nicht so schwarzmalerisch daherkommen. Aber ich bin ja nicht böse.

Der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg kritisiert als Nährboden für rechte Gewalt u.a. das Streichen von Kinder- und Jugendprojekten. Ja, das gibt es auch unter diesem Senat. Und nicht zu kanpp! Ich kenne ein Haus der Jugend, das erneut finanzielle Streichungen hat hinnehmen müssen. Dadurch ist der Betrieb arg eingeschränkt. Neuester Streich-Clou: Nachdem der Montag schon für den offenen Betrieb geschlossen ist und nur noch angemeldete Gruppen ins Haus können, ist nun der Dienstag ein sog. „Club-Abend“, d.h. das Haus ist geöffnet, aber alle Räume bleiben zu. Die Jugendlichen können sich nur noch im Foyer aufhalten und sich mit sich selbst beschäftigen. Kein Sport, keine Musik, keine Computer. Fazit: Unzufriedene und maulende Jugendliche, die angesichts dieses Nicht-Angebots lieber woanders hingehen. Wohin? Keine Ahnung. Was übrigens sehr schade ist, war das Haus doch während der WM sieben Tage in der Woche auf – und immer gut besucht. Der Bedarf ist somit da – das Geld jedoch nicht.

Fragt man sich also: Wo bleibt das Geld? Dass gewählte Volksvertreter das eine oder andere Lieblingsprojekt umgesetzt haben und dafür Steuergelder verprasst haben, das gab es wohl schon immer. Doch unter von Beust und Co. ist die Verschwendung von Steuergeldern für prestigeträchtige, schimmernde Dinge sehr groß (und unverschämt offen). Immer größer, bunter und lauter muss es sein – schließlich mit einer dicken Plakete drauf „Made by Ole“, damit auch noch Generationen von Hamburgern sich an diesen blassen Spaß-Bürgermeister erinnern.

Schade nur, dass für Oles Glitzewelt Jugendeinrichtungen geschlossen oder kaputtgespart werden, dass Hamburg ein krankes Kita-System hat, das z.B. Kinder, deren Eltern Hartz-IV-Empfänger sind, jederzeit vom Kita-Platz ausschließen kann oder dass in der reichen Hansestadt das Wort Sozialwohnung ein Fremdwort zu sein scheint. Doch dafür bekommt Hamburg ja eine Elbphilharmonie und eine schicke 2-Stationen-U-Bahn. Genau das, was Jugendliche und Eltern benötigen.

Unsinnige Geldausgaben auf der einen Seite, aber auch totale Ignoranz gegenüber dem Wähler auf der anderen Seite – das ist Nährboden für rechte Gewalt in Hamburg, zumindest aber für rechtes Gedankengut und Protestwähler.

Also: Schön die Zahlen bunt anpinseln! Hopphopp.