Ole verteilt Schutzmasken

Die Zukunft: Nachdem die Hamburger vor der Wahl 2008 alle wieder brav auf den amtierenden Spaß-EB von Beust eingenordet wurden und es eine Ungereimtheit mit den neuen digitalen Wahlstiften gegeben hat, konnte sich die CDU „völlig überraschend“ wieder zur stärksten und alleinherrschenden Partei aufschwingen. Diesmal auch ohne Hilfe einer rechtspopulistischen Partei. Aufgrund des Kleingedruckten auf den Wahlzetteln haben die Hamburger von Beust und seine lustigen Gesellen auf Lebenszeit gewählt. Danach wurde Volkes Stimme abgeschafft — endgültig.

Hamburg boomt, ein Leuchtturm nach dem anderen schießt aus Hamburger Grund und Boden, der immer knapper und knapper wird. Südlich der Elbe, also „schön weit weg“, haben wir jetzt doch endlich eine Megacity-Skyline, mit dem zweithöchsten Gebäude der Welt (wir Hamburger sind ja bekanntlich bescheiden…). Die Living Bridge ist – trotz Bedenken von einigen ewig Nörgelnden – dank brillanter Hamburger Handwerkskunst gebaut worden. Eine Stadt auf einer Brücke samt Durchlass für Riesenkreuzer und Luxusliner, wie die Queen Mary 3, die alle Hamburg zu ihrem Heimathafen gemacht haben. Hier wohnen Steuerflüchtlinge, denn Monaco oder die Schweiz sind out und da die neue Stadt nicht auf Hamburger Boden steht, ist sie zur Steueroase erklärt worden. Alles Reiche und Schöne, so wie es sich der Bürgermeister auf Lebenszeit immer gewünscht hat.

Da die Deiche ja – den Bürgermeister hat’s beruhigt – noch mindestens 100 Jahre halten, strömen die versprochenen Fantastillionen Besucher in die einst schöne Hansestadt. Täglich kommen rund 500.000 Schaulustige mit der U4, die jetzt alle zwei Minuten verkehrt, in die „alte HafenCity“. Ungefähr noch einmal so viele Kaufwillige kommen aus aller Welt täglich mit den Luxuslinern die Elbe hochgeschippert. Willkomm Höft gibt es nicht mehr. Statt dessen fahren die zukünftigen Shopper durch die riesige „Otto-Spange“, die von einem Hamburger Bürger (dessen Name hier nicht verraten wird) gespendet wurde. Den Rest der Elbfahrt kann man sich mit dem Schmökern in Versandkatalogen, die jetzt verteilt werden, vertreiben.

Am Kreuzfahrt-Terminal stehen Jura- und BWL-Studenten (etwas anderes hat die Hamburger Uni nicht mehr zu bieten), um an die neu Eingereisten im Eiltempo und in jeder Sprache dieser Welt Gasmasken zu verteilen. Das zweithöchste Gebäude der Welt ist auch gar nicht wirklich sichtbar, versteckt es sich doch unter einer dicken gräulich-gelben Dunstglocke. Aber die Postkarten-Industrie brummt wie verrückt und alle sind glücklich. Keine Kaugummis auf den Gehwegen, kein einziger kläffender Hund, keine brüllenden Kinder, keine randalierenden Skater. Die Touristen lächeln selig unter ihren Masken, zücken schon die Portemonnaies und holen die Kameras heraus. Traumhaft…

Ja, so hätte er es wohl gerne. X-(

Kommentare (2)

  1. evelin schrieb:

    schön gesehen von dir!
    eins hast du vergessen: die soz.-päd.-studis von der saarlandstraße – die schreien doch regelrecht nach sinnvoller beschäftigung!!

    Sonntag, 11. Februar 2007 um 10:16 #
  2. Klaus schrieb:

    Ich bitte für nächste Versionen zu bedenken, dass es für alle Touristenziele (also auch HH) demnächst 3-dimensionale „begehbare“ Modelle bei Google-Earth geben wird. OHNE Obdachlose, ohne Bettler, ohne überquellende Müllcontainer, ohne Stau etcpp. Da wird dann die beste aller Welten einfach virtuell realisiert. Wahrscheinlich fallen dann auch prompt einige Immobilieninvestoren drauf rein, auf die schönen Bilder.

    Montag, 12. Februar 2007 um 13:41 #