Mantel des Schweigens

Unsere Medien… – unaufhörlich steuern sie täglich auf die Klippe der Unglaubwürdigkeit zu. Hoh, da wird auf einmal ein Thema aufgegriffen und nach Lust und Laune ausgeschlachtet. Gerne noch mit einer kräftigen Prise Panik, das verkauft sich immer gut. Oder der Tränendrüsen-Faktor — niemals zu unterschätzen. Der ist Gold wert! Einer fängt mit Thema X an und schon stürzen sich alle drauf. Dann wird in der Tragödie oder dem Skandal genüsslich rumgewühlt, bis nur noch ein Brei übrig bleibt. Danach – ab mit dem Thema in den Müll. Der nächste Skandal wird gemacht steht eh schon vor der Tür.

So kommt es, dass ich in den Medien, die, wie wir wissen, alle ausschließlich die Wahrheit vermitteln, das eine oder andere Thema vermisse. BSE zum Beispiel. Ist das ausgerottet? Gibt es kein Rindvieh mehr, das auf wackeligen Beinen steht und später auf dem Teller oder im Schweinetrog landet? Sind die Tests alle so 100%ig sicher und werden überall wie verrückt eingesetzt? Oder ist das Thema BSE einfach nur ausgelutscht und die Medien interessieren sich nicht mehr dafür?

Letztes Jahr die Vogelgrippe: Panik überall. Schuhe mussten durch leicht saure Bäder schreiten. Alles wurde geschrubbt, jeder tote Vogel war ein potenzielles Vogelgrippe-Opfer. Unsere Kinder – alle in Gefahr! Und heute? Ja, da gibt es noch Fälle von Vogelgrippe. Irgendwo. Nicht bei uns. Menschen sind eh wahrscheinlich immun dagegen. Nächstes Thema bitte!

Das sind zwei Beispiele für Themen, die mal interessant waren, dann medienwirksam ausgeschlachtet und anschließend in den Archiven verbuddelt wurden. Es gibt aber auch Themen, die einfach fröhlich verschwiegen, resp. klein gehalten werden. Fehlende Therapieplätze für Medikamentenabhängige ist so ein Thema. Immerhin auf Platz 1 der am meisten vernachlässigten Themen 2006, laut der „Initiative Nachrichtenaufklärung“ (INA, hier die Plätze 4 bis 10). Gut, da hat die Pharmaindustrie irgendwie ihre Finger drin… Darüber berichten kann man jedoch mal, oder?

Auch schön (Platz 3) der Stromfresser Internet. Alle wollen rein, immer schneller müssen die Leitungen sein. Dass so eine eMail, oder das Aufrufen einer Internetseite über eine Anzahl von Rechnern abgewickelt wird, diese aber, das haben technische Geräte nun einmal so an sich, auch Strom brauchen – kein Wort darüber bitte. Wir wollen Aufschwung, keine Spaßbremsen. Herrgott, dann laufen die Rechenzentren 2010 eben durch die Kraft von drei Atommeilern… Wollte die Kanzleuse nicht eh länger laufende AKWs? Die Presse schweigt zum Thema Stromfresser.

Wenn die Presse aber etwas mitteilen will, das geschriebene Wort jedoch jemandem (z.B. der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt – was für eine Kombination…) missfällt, was dann? Na dann verbietet man einfach die Weitergabe der kritischen Schriften. So einfach ist das. Wo kämen wir denn auch dahin, wenn man in Hamburg Kritik übte oder seine Meinung kund täte? Eine Umweltzeitung in einem Umweltzentrum auszulegen… Das geht nun wirklich nicht! :nene: