Auf der Startseite der FR fand ich vorhin zwei Teaser-Fotos im rechten Seitenbereich, wo mich freundlich Mittelfinger begrüßten. Einmal ist ein Herr namens Bushido der Meinung, mich mit dieser Geste zu bedenken. Das Foto wurde anlässlich der Echo-Verleihung aufgenommen. Weiter unten dann das Bild der Langstrecken-Schwimmerin Britta Kamrau-Corestein, die ein Statement der WM-Organisation gegenüber abgeben mochte. Ebenfalls von der Echo-Verleihung, diesmal aber in der SZ: Hier ist ein Mitglied der Gruppe Beatsteaks der Meinung, er müsse einem Gruppenfoto mit seinen Mittelfingern einen besonderen Akzent verleihen und zeigen, dass alles irgendwie wahnsinnig lustig sei.
An jeder Ecke wird mir als Leser also der Mittelfinger gezeigt. Ist das normal und gesellschaftlich mittlerweile akzeptiert? Kann ich meinen Doktor beim nächsten Arztbesuch mit dem Mittelfinger begrüßen? Oder den Postbeamten, wenn ich mal wieder auf dem Amt ein Paket abholen muss? So „Hallo“, lächeln und Mittelfinger recken – macht man ja anscheinend so. Haben sich gar bei der 50-Jahre-EU-Feier die Politiker mit der grenzenübergreifenden Geste begrüßt? Nonverbale Kommunikation im Wandel? Hatte Gastgeberin Merkel die anderen europäischen Staats- und Regierungschefs mit einem oder – weil feierlicher Anlass – mit zwei ausgestreckten Mittelfingern begrüßt? Ist da eine Entwicklung an mir vorbei gegangen? Gott, bin ich wirklich schon so alt? Fuck. (Fotos: rtr, dpa, rtr)
Kommentar (1)
Ja und für so ein Gedöns musste der Effenberg anno 1994 die WM verlassen. Die Zeiten ändern sich.