Von wegen „Frühling“ und „Schmetterlinge im Bauch“. Alles Humbug. Zum einen haben wir gerade einmal 7 Grad – und das, obwohl noch vor drei Tagen 26 Grad vorherrschten. Und zum anderen sind das keine Schmetterlinge, die ich da im Bauch habe, sondern die Hölle auf Rädern.
Anfang des Jahres sah ich bei den Kreuzberger Rebellen einen Beitrag über eine amerikanischer Koreanerin (oder umgekehrt), die Berlin über die Currywurst kennen lernte. Dazu gibt es einen sehenswerten Film. Dieses Filmchen hatte mir Appetit gemacht. Döner habe ich über. Den gibt es aber an jeder Ecke. Wo ist also der gute alte Imbiss mit der Currywurst, den triefenden, sich ewig drehenden Hähnchen, den Pommes und dem Schaschlik-Spieß? Und überhaupt: Currywurst habe ich vor tausend Jahren das letzte Mal gegessen. Zeit, die Aktion Currywurst ins Leben zu rufen. Herr S. und ich machen uns also auf den Weg und testen mal einige Currywürste in Hamburg an.
Probe 1
Erste Station in unserer CW-Teststrecke sind die Kiezgriller gebr. Hansen. In der Großen Freiheit gelegen, betreten wir den kleinen Laden. Sauber, nette Farbe an der Wand, Flachbildschirm mit Fussi hängt unter der Decke und hinter dem Tresen eine nette junge Dame. Diese begrüßt uns auch gleich sehr freundlich und fragt, was es denn sein darf. Alter Fuchs, der ich bin, habe ich mich schon vorher im Internet erkundigt gehabt, was der Gebrüder Spezialität ist. Also kommt es von mir fachmännisch „Eine Männer-Currywurst, scharf.“ Ob es dazu ein Brötchen geben dürfe? Klar, immer her damit.
Die schöne Bedienung schnitt uns unsere „180g Prügel“ einzeln durch, drapierte sie im Pappschälchen und gab einen selbst produzierten Curry-Ketchup (Bioprodukt) samt scharfem Currypulver drüber. Wie schmeckte uns unser erstes Testobjekt? Sehr gut aus meiner Sicht. Die Wurst war lecker, die Soße ebenso. Der Curry war wie versprochen scharf. Nicht zu sehr, aber ausreichend um auf meinen Schärfe gewöhnten Lippen ein leichtes Brennen zu hinterlassen.
Dann gab es noch eine Treuekarte dazu – so bindet man Kunden an sich. Kostenpunkt für eine Männer-Currywurst: 3 Euro.
Die Gebrüder Hansen bieten übrigens neben den Schärfegraden „normal“, „scharf“ und „sehr scharf“ auch noch „Hansens Hölle“ an. Auf dem Regal über dem Grill stehen die fiesen Soßen, die jedes E. Coli-Bakterium und jede Geschmacksknospe unwiederbringlich mit einem letzten Seufzer töten. Das würde auch die Mosher freuen…
Nach dem Kiez-Besuch machten wir uns auf und suchten eine weitere Test-Stätte. Zielungenau steuerte ich uns gen Neuen Pferdemarkt. Als wir an der Kleinen Pause vorbei kamen, merkte ich noch an, dass ich dazu auch etwas gelesen hätte. Wir gingen jedoch weiter.
Probe 2
Wir landeten hinten Beim grünen Jäger in der Kehre. Die ansässigen Imbiss-Stuben ließen wir links liegen und gingen erst einmal weiter in die Schanze. Dort nahm uns die Döner-Dichte allerdings etwas zu stark zu, weshalb wir wieder umdrehten. Zweite Station war dann der Imbiss bei Schorsch.
Die Christel bediente uns. Der Imbiss selber ist kurios klein. Im Grunde passen fünf Mann nebeneinander in den Schuppen. Will einer raus, muss man sich fast ins eigene Essen legen. Da es draußen mittlerweile bannig kalt wurde, war der Imbiss eine Oase der Wärme. Christel hatte den Heizlüfter über der Tür angeworfen.
Die gute Dame fragte noch, wie scharf wir es haben wollten. Herr S. tönte, er wolle seine Wurst scharf haben. Da musste ich natürlich mitziehen. Und so gab es für 2,20 Euro jeweils eine dicke Wurst auf ein kleines Plastiktablett, darüber eine rote Soße und mächtig Currypulver. Als Christel das Pulver wie eine Wilde über die Wurst kippte, dachte ich noch Dass Du da so viel Pulver drauf machst, macht die Wurst auch nicht schärfer…
Wie sollte ich mich irren. Hölle war das Teil scharf! Die Soße gefiel mir nicht so sehr und mein erster Biss war auch irgendwie „wässrig“, aber die Schärfe machte es. So müffelte ich meine Currywurst und schaute abwechselnd auf den kläglichen Rest selbst gemachten Kartoffelsalats und das Marzipan-Glücksschwein, das oben auf dem Regal mit den Brause-Flaschen stand.
Am Ende stellte Christel noch fest, dass es ziemlich kalt sei und dass wenig Jugendliche unterwegs seien. Gestern wäre mehr los gewesen. Herr S. bestellte sich noch eine Cola und dann gingen wir. Erst draußen beichtete er mir, dass er die Cola zum Löschen brauchte. Auch wenn die Wurst nicht der Hit war, das Ambiente ist schon ein Erlebnis wert.
Über zwei Stunden später brennt es immer noch im Bauch. Aua.