Es ist schon einige Zeit her, da schrieb ich, dass die Portalseite von Hamburgs Informations- und Präsentationsseite hamburg.de neu gestaltet wurde. Sehe ich so eine Seite (zumal es auch noch angekündigt war), schaue ich nach dem ersten Umblicken in den Quelltext. Damals ließ ich mich schon negativ über den Code der Hamburg-Seite aus.
Etwas frischer, aber auch schon fast drei Monate her, ist der Test der Seite von BIK. Hier wurde die Zugänglichkeit der Seite richtig intensiv getestet. Tja, wer hätte es gedacht, die Seite ist natürlich durchgefallen. Von 100 möglichen Punkten in 53 Prüfschritten, hat das Hamburg-Portal magere 74,25 Punkte erhalten. Das bedeutet „schlecht zugänglich“. Zur Info: Ab 90 Punkten spricht man von „gut zugänglich“ und ab 95 Punkten von „sehr gut zugänglich“. Menschen mit Seh- oder taktilen Behinderungen werden bei der Hamburg-Seite nicht gerade gut an die Hand genommen. Für die interessiert sich eh niemand (was aber nicht nur auf hamburg.de beschränkt ist).
BIK weist u.a. auf die mangelnde Kennzeichnung von Werbung hin. Ist der vorliegende Artikel ein redaktioneller oder ein kommerzieller? Schwer zu sagen. Das erinnert mich doch an die „Zeitung“ mit dem großen roten Logo und der weißen Schrift. Die hat auch (bei ihrem Internetauftritt) so manche Schwierigkeit, zwischen Werbung und redaktioneller Arbeit zu unterscheiden. Als Beispiel wird die Seite für Neu-Hamburger angeführt. Da heißt es neben einem Grinse-Bild von Spaß-EB Beust:
Sie sind neu in der Stadt oder haben vor, nach Hamburg zu ziehen? hamburg.de, Vattenfall und Haspa stehen Ihnen mit allen wichtigen Tipps zur Seite. Lesen Sie hier das Grußwort des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust.
Über dieser Begrüßung. die mir den Verdacht aufkommen lässt, dass Hamburg, der Energielieferant und die Bank irgendwie schon zusammen gehören, steht zwar noch Präsentiert von Haspa und Vattenfall — aber nicht jeder interpretiert diesen Satz als „Achtung, der folgende Beitrag ist Werbung!“. Ob das besser wird, wenn das Stadtportal in den Händen der Macher der oben beschriebenen Zeitung ist, ist stark zu bezweifeln…
Weil ich schon auf der Hamburg-Seite war, habe ich mich noch ein wenig umgeschaut. Von den im BIK-Test angesprochenen PopUps und Werbe-Layer habe ich zum Glück nichts mitbekommen, da ich solche Dinge meinem Firefox verboten habe. Was fiel mir also noch auf? Zum einen die Tatsache, dass es das Stadtportal gibt und davon getrennt die „offiziellen“ Seiten der Stadt, die noch weiter davon entfernt sind, barrierefrei zu sein. Wieso muss dort jeder Link in einem neuen Fenster öffnen? Extrem nervige Angelegenheit!
Sehr „schön“ fand ich einen Hinweis im Stadtportal auf der Seite „Unsere kuriose Stadt„. Da erwarte ich Kurioses, Dinge, die mich zum Staunen bringen oder zum Kopfschütteln oder zum Lachen. Stattdessen wird hier der Dreck gepriesen. Entweder ist das Antiwerbung, extrem schlechte PR oder ein Praktikant hat sich einen Scherz erlaubt. Aber solche Sätze lassen Hamburg nicht kurios, sondern unangenehm erscheinen:
Weitaus ungemütlicher als in Watrins Wohnung ist es im Lessingtunnel in Altona-Nord. Wer sich dort hinein begibt, muss mit rieselndem Rost oder tropfendem Taubendreck rechnen…
Was soll das? Ist das ein Tourismus-Tipp? Kommen Sie in den Lessingtunnel, hier wird ihnen auf den Kopf gemacht? Seltsam. Sehr seltsam. Und so überhaupt nicht mit dem Hochglanz-Prospekt-Stadtteil HafenCity vergleich- oder vereinbar.
Kommentar (1)
Die anscheinende Verpflichtung der städtischen Behörden zur Nutzung von hamburg.de führt natürlich auch zu erklecklichen Mängeln bei der Informationsversorgung. Alle modernen Internet-Möglichkeiten wie z.B. Nachrichtenverbreitung per RSS werden nicht genutzt. z.B. der Katastrophenschutz könnte im Krisenfall bestimmt eine bessere Informationsverbreitung dringend brauchen (s.a. Link).