Ich bin ein netter und hilfsbereiter Typ. Das scheint man mir sogar anzusehen. Schließlich wurde ich vom Fahrrad geholt und nicht die beiden Mädels gefragt, die gerade vorbei gingen. Ein „Entschuldigung“ später stand ich neben der Frau. Sie fragte mich, wie man in die Straße X käme. Nun weiß ich (fast) immer, wie ich von A nach B komme, aber die Straßennamen merken kann ich mir oft nur sehr schwer. Doch zum Glück für die offensichtlich japanische oder koreanische, also auf alle Fälle aus dem asiatischen Raum stammende Dame, wusste ich wo Straße X ist. Das war nämlich die Parallelstraße zur Straße, an der wir gerade standen.
Die Wegbeschreibung war auch nicht weiter kompliziert: Ich zeigte über die Straße auf die Straße Y, die eine Verbindungsstraße zwischen unserer und der gesuchten Straße X ist. „Einfach diese Straße runter, dann stoßen sie automatisch auf Straße X!“ Mann, bin ich gut.
Doch die Dame fragte noch zweimal freundlich nach. Was sollte ich machen? Ich konnte nur wiederholen „Über die Straße, rein in die Verbindungsstraße, dann kommen sie zur Straße X.“ Erst nach dem dritten Mal Fragen, wurde mir die Problematik klar. Straße Y ist eine Einbahnstraße „von hinten“. Da prangte ein ?Durchfahrt verboten“-Schild. Also erkundigte ich mich, ob die Dame noch irgendwo ein Auto versteckt hätte, oder ob sie zu Fuß zur Straße X wolle. „Zu Fuß!“. Ja, dann gehen sie doch diese Straße runter und sie sind bei der gesuchten Straße! Ob das wirklich ginge, wurde ich mit einem Lächeln in einem asiatischen Sing-Sang gefragt. Klar! Sie bedankte sich und ich konnte weiterfahren.
Kennt man in Asien keine „Durchfahrt verboten“-Schilder? Sehen die da komplett anders aus? Darf man dort eine Einbahnstraße nicht zu Fuß „gegen den Strom“ gehen? Zumal, wenn ein Fußgängerweg vorhanden ist? Andere Länder, andere Sitten…
Kommentar (1)
Also, in Singapur, dem wohl regulierungswütigsten Staat der Erde (deshalb wohl so oft von einer bestimmter Sorte Politiker als „vorbildlich“ gepriesen) könnte ich mir eine Einbahnstraßeregelung, die Fußgänger einschließt, tatsächlich vorstellen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass die gute Frau nach einige Erfahrungen mit bizarren deutschen Vorschriften einfach nur verwirrt ist.