Vor 20 Jahren, am 25. Mai 1987, war das Geschrei groß. Auch schon davor, versteht sich. Damals war nämlich *trommelwirbel* Volkszählung angesagt. Nun war ich zu dem Zeitpunkt gerade frisch am pubertieren und Politik war nicht mein Hauptproblem, aber mitbekommen habe ich den Rummel natürlich schon. Und eine ablehnende Haltung zu diesem Unterfangen hatte ich ebenfalls. Ich erinnere mich noch an das ultimative Kontra-Argument, es würde mit der Volkszählung der gläserne Bürger geschaffen.
Manchmal wünsche ich mir doch eine Zeitmaschine. Nicht nur, um zu sehen, wie frisch und rein die Luft vor vielen, vielen Jahren noch war. Es wäre mir auch eine Freude, z.B. einem Herrn Méliès eine Kopie von Star Wars vorführen. Der Mann würde vermutlich aus dem Fenster springen oder drei Herzinfarkte in Reihe bekommen.
Oder wie wäre es, wenn man den Gegnern der Volkszählung von vor 20 Jahren einen Einblick gewähren würde, wie wir heute leben? Die würden bestimmt auch alle auswandern oder sich die Kugel geben. Wer braucht heutzutage noch eine Volkszählung? Die Steuererklärung muss elektronisch abgegeben werden, überall in der Stadt sind Kameras aufgestellt, die den Weg einer Person nahezu komplett verfolgen können, Briefe werden geöffnet, Adressen werden online gesammelt, jeder Klick registriert, jede Suchanfrage geloggt. Und das Schöne an der Sache: Kaum einer beschwert sich, das machen wir alle freiwillig. Manche erblöden sich sogar und schreiben in sog. Weblogs ihre Gedanken nieder – für die Welt frei einsehbar.
Das mit den Kameras, den Briefen und auch das mit den Geruchsproben, das geschieht zwar nicht freiwillig, der Widerstand dagegen ist allerdings auch nicht so groß. Nicht so groß, wie damals vor 20 Jahren, als die Fragebögen der Volkszählung vom Briefkasten direkt in den Mülleimer wanderten (damals war der Gedanke des Recyclings noch nicht so ausgeprägt…).