Sie überkommt mich jedesmal, wenn ich z.B. in einem Bahnhofs-Kiosk unterwegs bin und vorbei komme an den Regalen mit den Mangas, den japanischen Comics. Bäh! Wenn da so ein rotznasiges Gör steht und in den Heftchen, meistens sind es eher Taschenbücher, liest reinschaut, möchte ich es ihm aus der Hand reiße und damit grün und blau prügeln. Mangas…
Ich habe es ehrlich versucht. Diese ewig großen Kulleraugen, die ständig wiederkehrenden Zickzack-Frisuren, die Schulmädchen in knappen Röcken, die Stupsnasen — immer und immer wieder das Gleiche — ich mag es nicht. Aber ich habe es versucht und nahm mir auch mal eines der Bücher zur Hand. Von hinten nach vorn. blättern und von rechts nach links lesen, das ist nicht jedermanns Sache. Doch ich war tapfer und las ca. die ersten 15 Seiten. Doch darauf passierte nichts. Kaum zuerkennende Schemen, ich glaube es ging um einen Kampf. Ne. Ich tat das einzig richtige: Ich schmiss es mit einer lässigen Bewegung über die Schulter weg. Müll.
Warum ich — neben dem Zeichenstil, den Themen (Schulmädchen und Katzen) und der Leseungewohnheit — japanische Comics nicht mag? Sie haben den deutschen Comicmarkt kaputt gemacht! Naja, wer mit den guten amerikanischen (kann es kaum glauben, dass ich etwas „von da drüben“ lobe) Superhelden-Comics aufgewachsen ist, der freute sich natürlich, als Mitte der 90er seine Helden auch auf dem deutschen Markt in richtiger Heftform erschienen. Keine Hethke-Sammelalben, keine Taschenbücher, sondern die richtigen US-Heftchen mit 21 Seiten. (In Deutschland werden allerdings i.d.R. je zwei US-Hefte in einer Ausgabe verkauft…).
Damals war es der Dino-Verlag, der das Unmögliche wagte und die Hefte auf den deutschen Markt brachte. Und sie kamen an! Welch ein Wunder. Davon waren wohl die Dinos ebenfalls überrascht und hauten eine Serie nach der anderen heraus. Zuviel! Keiner konnte mit der plötzlich aufkommenden Vielfalt etwas anfangen, man verlor den Überblick und der Geldbeutel wurde auch gebeutelt. Doch mit Verkaufs-Adrenalin aufgepumpt, erweiterte der Stuttgarter Verlag sein Angebot noch mehr und brachte auch die bösen Mangas auf den Markt…
Unterstützt — oder angefixt von — den privaten TV-Sendern, die die Kinder nach der Schule gleich in kulleräuige Fantasien entführten, verbunden mit einem (mal wieder) puschenden Medien-Rummel, gaben die Gören ihr Taschengeld lieber für die Pokemon-, Sailor Moon- und Was-weiß-ich?-Fraktion aus. Die Dinos mussten immer mehr Superhelden-Comics einstellen und streckten dann irgendwann gänzlich die antiken Knochen.
Panini Comics, die bis dahin immer die Comics aus dem Hause Marvel vertrieben hatten, nahmen sich der nun heimatlosen DC-Helden an. Seitdem bringen die Paninis Superman, Batman und Co. in Deutschland heraus. Doch auch die Manga-Sparte der Paninis blüht — und so haben es Superhelden einfach schwer in Deutschland… :nene:
Deshalb möchte ich so gerne den Schlabberhosen-Trägern ihre Mangas um die Ohren hauen und dabei aus voller Kehle anbrüllen. Oder: Batman, der dunkle Ritter aus Gotham-City soll sich hinter das Gör stellen, bis es weint. Und es wird schnell weinen! Wenn selbst hartgesottende Gangster Muffensausen beim Anblick der Fledermaus bekommen, dann sollte es so ein Spangenträger doch erst recht. Während also Batman nur durch seine Blicke den Manga-Fan zum Heulen bringt, kommt der Hulk und macht kurzen Prozess mit dem Manga-Stand… *träum*
Kommentare (2)
Das ist eine ziemlich diffizile Geschichte.
Ich finde diesen Manga-kram auch nicht prall, aber muss sagen, dass das genauso gilt oder galt für Mickey-Mouse, diesen Entenhausen-kram usw. oder hier bei uns in der Zone; die Abrafaxe. Die Letzteren finde ich allerdings nach wie vor für die Tonne.
Da bin ich heute (25 Jahre später) drüber hinweg und toleranter und interessierter geworden, aber:
Was diesen Superman-kram und den ganzen Old-style-Krempel aus dem Genre betrifft, dem kann ich nach wie vor genauso wenig abgewinnen, wie den Manga-sachen.
Ich finde, dass es zu kurz gegriffen ist, Manga zu „dissen“, man sollte bei Vergleichen fair bleiben, toll Comics malen, da kann man den Hut vor ziehen, aber eine fehlende Handlung ist nichts Manga-spezifisches.
Mit MM bin ich auch aufgewachsen. Als kleiner Junge ist das toll. Heutzutage kann ich dem auch nichts mehr abgewinnen. Abrafaxe habe ich mal gelesen, fand ich ebenfalls nicht dölle. Erinnert mich an Knax. Das gab es bei der Sparkasse… (Ich sehe gerade: Gibt es immer noch.)
Aber die Superhelden-Geschichten von heute sind auf gar keinen Fall mit denen von „damals“ oder mit denen aus den 80ern zu vergleichen (obwohl in dern 80ern langsam mehr Ernst in die Sache kam). Bei Marvel kenne ich mich nicht so genau aus (zu wenig gelesen), aber bei DC weiß ich, dass die sehr talentierte Geschichten-Schreiber angestellt haben, da kommen sehr gute Storys bei heraus. Spannend, hart, teils politisch, witzig. Und die Zeichnungen kann ich – im Gegensatz zu den angesprochenen Mangas – auch „entziffern“ und gerne anschauen.
Es lohnt sich durchaus, einmal in einige zeitgenössische (Superhelden-)Comics zu schauen.