Ach ja, wenn es Sommer ist und nicht gerade weltuntergangsähnlich aus allen „da oben“ vorhandenen Kübeln schüttet, dann sind sie unterwegs: die Cabrio-Fahrer. Wobei – das stimmt so natürlich gar nicht. Die Männer, denn meistens sind es doch Männer etwas höheren Alters, sind auch schon im Februar oben ohne unterwegs. Wenn nur ein Sonnenstrahl über den Raureif kriecht. Dass einem dabei die Ohren nach 100 Meter vor Kälte abfallen, zählt nicht. Das sind ganz Harte!
Doch zurück zum Sommer, wenn der Anblick eines solchen Frischluftfanatikers nicht nur ein mildes und mitleidiges Lächeln auf die eigenen Lippen zaubert. Sonne, etwas über 15 Grad, die Aussicht auf eine Fahrt ohne Bewässerung von oben, dann ist Cabrio-Zeit, dann ist Beschallungszeit. Natürlich ist Beschallungszeit rund ums Jahr und auch nicht nur auf Cabrios beschränkt. Klar. Ein offenen Fenster in einem ollen roten Polo aus dem Jahre 1985 tut es da auch.
Was bei dieser Freiluft-Akkustiktour auffällt: Seltsamerweise hören die Herrschaften oft die gleichen Musikrichtungen. Entweder macht es wummernd Bummbummbumm, wobei ich dazu nicht sagen kann, um welche Richtung es da geht. Techno? Bummbumm-Musik? Kann man das im Plattenladen verlangen? „Einmal Bummbumm-Musik bitte. Die neuste Scheibe!“
Ganz klar, die ******* R’n’B-Mucke ist Spitzenreiter bei der Freiluftbeschallung. Die haben alle zu viele Videos mit Six-Pack-Pseudo-Gangstas gesehen. Nur weil sie die Musik hören lassen, bedeutet das doch nicht, dass sich automatisch auch bei denen je zehn halb bekleidete Mädels räkeln und mit dem Hintern wackeln. Oder glauben die das?
Schließlich haben wir noch das 3-Minuten-Junkfood-Radiogedödel, das ebenfalls nicht geht!
Einmal – lange ist es her – da hörte ich einen Cabrio-Fahrer (in angemessener Lautstärke wohlbemerkt; „laut“ sind die R’n’B-Spacken nämlich auch immer) Jazz spielen. Das ist doch mal was! Sommer und Jazz, das kommt gut. Ich bin sogar mittlerweile froh, wenn der besagte Polo-Fahrer sein Fenster runter gekurbelt hat und so laut AC/DC aufspielen lässt, dass seine Scheiben unrhythmisch scheppern. Ist mal ‚was anders.
Apropos ‚härtere Gangart‘: Wieso wird eigentlich im Film jeder „Böse“ (oder Zigaretten-Wegwerfer) mit Rock- bzw. Metallmusik in Verbindung gebracht? Die wahren Verbrecher sind doch eigentlich Volksmusik-Hörer und Radio-Hörige. Ich kenne jedenfalls keinen Liebhaber der ‚härteren Gangart‘, der böse, aggressiv oder ähnliches ist. Das sind alles liebe Leute. Aber die Medien bedienen sich ja bekanntlich so gerne Klischees. Somit sind alle Freunde des Rocks übern Kamm geschoren Asoziale und Klein- bis Mittelgroßverbrecher.
Dabei machen sie prozentual gesehen einen verschwindend geringen Anteil der unaufgeforderten Fremdbeschallung aus…