Da war doch noch etwas?

Gestern durfte Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (Ich warte noch auf meine 4,74 €!) mal wieder strahlen, sich präsentieren, etwas anders essen als Muttis Kartoffelsalat. Der Mann jubilierte, gab es doch die neue Start- und Landebahn von Airbus einzuweihen. Der Bau war umstritten, es wurde geklagt, es wurde freigekauft und im Endeffekt haben sie jetzt für den A380 eine 589 Meter lange Erweiterung der Landebahn. Juchu!

Die Verlängerung wurde gen Süden gebaut, schön nahe ran an die Kirche St. Pankratius in Neuenfelde. Wie gesagt, es wurde viel prozessiert. Was im Jubelrausch untergeht und woran ich noch einmal gerne erinnere, das ist die Tatsache, dass sich Airbus nicht nur nach Süden ausgebreitet hat, sondern auch nach Westen. Für neue Werkhallen wurden 170 Hektar des Mühlenberger Lochs zugeschüttet – was ebenfalls nicht ohne erheblichen Protest über die Bühne ging.

Das Mühlenberger Loch ist ein Vogel- und Landschaftsschutzgebiet, ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet. Umgeben von weiteren Naturschutzgebieten stellt(e) es ein wichtiges Rückzugsgebiet für diverse Fisch- und Vogelarten dar. Es war eines der letzten deutschen Süßwasserwatts. Doch dann wurde es teilweise zugeschüttet, da „übergeordnete Gründe“ vorlagen…

Nun, wer Natur klaut, muss an anderer Stelle aber auch bitte Ausgleichsmaßnahmen schaffen. Doch damit tut sich Hamburg erstaunlich schwer. „Wie, wir sollen etwas für die Natur machen?“ Die Hamburgische ReGe sieht zwar die Schaffung von insgesamt 104 Hektar neuer Süßwasserwattflächen und Flachwasserzonen bei Hahnöfersand als „Erfolg“ an, doch nicht alles was in Hochglanz-Presseberichten steht, ist auch Gold.

Die bereits umgesetzte Maßnahme Hahnöfersand zeigte im Hinblick auf nach EU-Recht prioritäre Tier- und Pflanzenarten nicht den gewünschten Erfolg – weshalb der BUND bereits 2005 eine EU-Beschwerde einlegte.

Die EU meldete sich auch: Eine EU-Kommission leitete ein Verfahren gegen Deutschland ein, da bisher keine Naturersatzflächen geschaffen worden seien. Die Bundesrepublik und Hamburg hatten gemeinsam für die Zuschüttung geworben und Ausgleichsflächen „versprochen“…

Und nun? Nun feiern wir erst einmal ein paar Meter weiter die zusätzlichen Meter Landebahn und stellen uns mit dem Rücken zum zugeschütteten Mühlenberger Loch hin. Vielleicht fällt ja niemandem auf, dass Hamburg hier immer noch nicht vernünftige Wiedergutmachung für den Raubbau an der Natur geleistet hat. Das sollte man jedoch bitte alles neben all der Feierei nicht vergessen!