Blogs in der Krise

Es soll nicht die Rede sein vom Sommerloch und von der Tatsache, dass mein Feedreader am Wochenende oft sehr einsam und leer ist. Die SZ spricht in einem Artikel davon, dass die deutschen Blogger sich selbst ausbremsen und behindern. Boah, das klingt böse.

Blogger wollen eine Gegenbewegung zu den traditionellen Medien sein. Sagt die SZ zumindest. Dabei schwingt natürlich ein gewisser Anspruch an Qualität mit. Wer gegen eine so lange existierende und so erfolgreiche Industrie anstinken will, der muss einfach Qualität liefern. Und das machen die deutschen Blogger angeblich nicht. Es sei kein Platz für „Späßchen“, wenn ein A-Blogger von der Spree eine kleine Anekdote eines kleinen Bloglichts in sein Heiligtum aufnimmt, dann sei das kontraproduktiv oder gar verboten.

Sehr fragwürdige Ansicht. Es wird die Blogosphäre aus den US und A erwähnt. Da dort die (klassische) Medienlandschaft anders sei als bei uns, nämlich ohne einen Öffentlichrechtlichen Teil, sei es verständlich, dass über dem Teich die Blogs schon dort angekommen sind, wo die deutschen noch hinwollen. Begünstigt durch Krisen wie z.B. den Irakkrieg sei der Hunger nach „anderer Berichterstattung“ riesig. Tja, sorry, dass wir hier keine solchen Krisen haben.

Den Ansatz, dass sich ein Blogger nur auf ein Thema zu spezialisieren hat, finde ich fragwürdig. Wenn man sich nur auf ein Thema beschränkt, wo bleibt der Spaß? Der Großteil der Schreiberlinge macht dies doch wohl aus Spaß, oder? Kaum einer bekommt Geld dafür. Zu Ruhm reicht es (außer bei den A-Bloggern) auch nicht und in deren Gefilde aufzusteigen ist äußerst schwer. *hierstandetwasböses* – Doch das ist eine andere Geschichte.

Wie kann ein einsamer Blog-Mensch überhaupt eine Konkurrenz zu den klassischen Medien werden? Dazu müsste er Quellen haben, Insiderwissen, sich ständig auf Pressekonferenzen tummeln, den Objekten der Begierde (Politiker, Schauspieler, Designer, Computerhersteller etc.) immerzu auf den Fersen sein. Wer kann das schon? Also wird der Blogbetreiber seine Berichte und Geschichten auf den klassischen Medien aufbauen. Er bedient sich bei Zeitungsartikeln, Rezensionen und Beiträgen aus Funk und Fernsehen. So wirklich etwas „Neues“ stampft er nicht aus dem Boden. Er benutzt die Medien, betrachtet sie anders, fügt Sichtweisen zusammen und schreibt schließlich seine eigene Meinung dazu. Das dann möglichst noch ohne den Druck, den irgendwelche Werbekunden oder Parteien auf in ausüben.

Für mich bleibt unterm Strich, dass Blogs Spaß-Medien, Kritik-Medien, „Schau mal was ich gefunden habe“-Medien, „So geht das nicht“-Medien und Hilfe-Medien sind. Eine Gegenbewegung zu den klassischen Medien sind sie nicht. Trotzdem wäre es schön, könnten diese endlich mit besserer Qualität aufwarten…

Aber was soll’s? Schließlich sterben Blogs eh demnächst aus.

Kommentare (2)

  1. Michael schrieb:

    der Artikel trifft es im Kern aber – und das ewige Genörgel der Neider ist halt typisch deutsch – da kann man über die Amis denken was und wie man will – die haben noch so etwas wie repekt für Leute die ihr Ding machen und erfolgreich sind…

    Sonntag, 12. August 2007 um 18:44 #
  2. Thorsten schrieb:

    Die Frage ist ja auch – verpassen wir etwas, wenn die meisten A-Z-Blogger von der Bildfläche verschwinden? So ist in meinem Feedreeder kein einziger sog. A-Blogger vertreten. Ich kann gut ohne die meisten ach so wichtigen Blogs leben – solange die magerfettstufe überlebt 😉

    gt

    Sonntag, 12. August 2007 um 19:16 #

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