Also… Ich bin gerade stinken sauer geworden. Das passiert nicht oft bei mir. Ich bin ganz aufgeregt im Moment.
In der Zeit vom 17. bis zum 21. September wurden in Hamburg die Abstimmungsunterlagen für den Volksentscheid an alle Wahlberechtigten versandt. Offensichtlich bin ich nicht mehr wahlberechtigt! Hat meine ewige (und berechtigte) Nörgelei an Hamburgs Spaß-Senat mich zu einer Persona ingrata gemacht? Bei mir sind keine Wahlunterlagen angekommen! Hallo!? Wie bekomme ich die jetzt??
Ich habe schon die Woche über darauf gewartet, weil ich schreiben wollte, dass ich die Unterlagen nicht mit der Post schicken wollte. Es ist zwar äußerst simpel, das sollte auch der dümmste Bild-Leser kapieren, aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl, wenn ich bei diesem Senat die Unterlagen einfach mit der Post abschicke. Die könnten bestimmt „irgendwo unglücklich verloren gehen“. Jaja. Deswegen wäre mein Plan gewesen, die Unterlagen persönlich in einem der knapp bemessenen Wahllokale abzugeben. Auch schon, um den Leuten zu zeigen, dass ihr Plan nicht aufgeht: Wenige Lokale zur Verfügung stellen, Abstimmungstermin von Bürgerschaftswahl abkoppeln – in der Hoffnung, dass weniger Menschen dran teilnehmen. Ich wäre hingegangen. Aber wo bleiben meine Wahlunterlagen? — Eine öffentliche Auszählung wäre natürlich auch eine Möglichkeit.
Ich bin noch nicht einmal in der glücklichen Lage wie die Wandsbeker: Die haben wenigstens einen Brief erhalten. Schön, der Abstimmzettel fehlte. Aber sie haben Post bekommen. Mehr als ich von mir behaupten kann. Nun könnte man meinen, ich hätte Post vom Hamburger König bekommen, quasi eine persönliches Auf-die-Finger-Kloppen, aber auch der Brief blieb aus (zum Glück).
Kampagne
Nachdem sich das senatstreue Senatsblatt bereits fröhlich auf die Seite von Spaß-EB Beust geschlagen hat — auch wenn es vorhersehbar war und nur Bankdirektoren und Prinzessinnen zu Worte kamen — zeigt sich noch einmal, wie sehr der Senat die Stimme des Volkes fürchtet. Sie haben sogar eine eigene Internetseite dafür ins Leben gerufen, die, die Freiheit nehme ich mir heraus, hier nicht verlinkt wird. Aber Hamburger sehen die Plakate der Kampagne eh mittlerweile an allen Ecken der Stadt. Nur soviel: Die Internetseite ist genauso schwarz-weiß wie die Kampagne. Zum Glück haben die CDUler absolute Pfuscher an die Seite gelassen. Wer transportiert Inhalte nur über Bilder? Schon einmal davon gehört, dass Suchmaschinen Bilder nicht lesen können? Und Blinde auch nicht, da hier kein Screenreader mitmacht… Immer schön groß schreien und pöbeln, das können sie.
Und überhaupt: Was soll das mit den Punkten? Eine kleine schwarze Minderheit (Oles Schergen) gegen eine rote Übermacht? Ganz böse Menschen würden in den drei Punkten, die die Minderheit der Volksentscheid-Befürworter (so ist das nämlich tatsächlich zu verstehen) als die drei Punkte auf der Behinderten-Binde interpretieren. Was nicht gerade nett wäre. Aber da der Senat die Volksentscheid-Befürworter eh schon auf eine Stufe mit rechtsradikalen Gruppierungen stellt, dürfte das mit den Behinderten-Punkten auch nicht mehr ins Gewicht fallen. *autsch*
Übrigens…
Mir fiel letztens ein, als ich an einem Volksentscheid-Plakat vorbei fuhr: Hätten gewisse Politiker nur einmal auf die Meinung und die Wünsche der Hamburger gehört und nicht auf ihren Geldbeutel, ihre Machtbesessenheit und ihre politischen „Freunde“, dann gäbe es vielleicht gar nicht die Initiative und die bevorstehende Abstimmung. Besagte Politiker könnten in Ruhe ihre Filzdecken für den Winter filzen und bräuchten jetzt nicht so eine Beisskampagne vom Stapel lassen.
Und ich würde meine Wahlunterlagen nicht vermissen!
Kommentar (1)
Mhmm, bei mir (Altona) lag heute auch noch nichts im Briefkasten…