Heiße Luft

Vor einigen Tagen fragte Valentin, der alte Auswanderer, wie es denn in Deutschland so mit dem Rauchverbot aussähe!? Nun ja, ab 1. Januar soll es endlich soweit sein: Rauchfreie Kneipen. Behörden, Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude sind schon dabei.

Aber was wäre Deutschland ohne seine Jammerer und Heulsusen? Nun soll das Rauchverbot ein Fall für Karlsruhe werden.

Zur Begründung für die Klage heißt es, das Rauchverbot verletze die im Grundgesetz geschützten Rechte Berufsfreiheit und Eigentumsfreiheit. Das Verbot vertreibe die Gäste aus der Gaststätte und bedrohe damit die Existenzgrundlage des Wirtes.

Beide Rechte sehe ich nicht angegriffen, bin aber auch kein Jurist. Juristen können schließlich auch noch einer Fliege den Arm umdrehen. — Was mich an diesem Gejammere stört: Es ist stets die Rede davon, dass die Kneipen und Gaststätten alle dicht machen müssten, weil alle Gäste (ja, das klingt immer so schön dramatisch mit „alle“) wegblieben. Existenzen gehen baden, Menschen werden durch Gesetze in den Ruin getrieben. Stoppt den Paragrafenwahnsinn!

Tatsächlich rauchen in Deutschland „nur“ 25 Prozent. Dabei sind die Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft mittlerweile auch schon veraltet. Immerhin haben wir Abgabekontrollen (wobei ich nicht weiß, wie die ziehen) und teurer sind die Glimmstengel auch geworden. Gestern stand ich an einer Kasse und schaute auf ein Zigarettenwerbeplakat. Ich glaube mich noch daran zu erinnern, dass „damals“ 21 Zigaretten für 4 DM zu haben waren. Heute sind es 17 Sargnägel für sagenhafte 3,50 € (6,85 DM). Wer da noch so dumm ist und raucht — selber schuld…

Doch zurück zu den Zahlen. Also 25 Prozent Raucher. Wenn die alle wegfallen, dann geht die Gastronomielandschaft unter? Vielleicht auch schon einmal daran gedacht, dass beim „Aussperren von Rauchern“ neue Kunden hinzugewonnen werden können? Ich bin z.B. einer, der gerne in Kneipen geht, aber eigentlich auch wieder nicht. Geselligkeit: Ja. Völlig stinkend und verqualmt rauskommen: Nein. Wäre das nicht eine schöne Vorstellung — die 25% Raucher bleiben zuhause oder in „Raucher-Clubs“ und dafür kommen jetzt die Nichtraucher, die vorher aus besagten „Ich will nicht zugestunken werden“-Gründen lieber in den eigenen, rauchfreien vier Wänden geblieben sind, in die Gaststätten. Wäre doch ein mögliches Szenario. Ich kenne viele, die jedesmal mit dem Brechreiz ringen und sich die tränenden Augen reiben, wenn sie aus einer Kneipe kommen. Für die wird sich ab dem 1. Januar 2008 eine neue (Kneipen-)Welt eröffnen.

Aber wir jammern ja so gerne…

Kommentare (3)

  1. e.r. schrieb:

    4,–

    Freitag, 21. Dezember 2007 um 11:12 #
  2. Markus Merz schrieb:

    > Berufsfreiheit und Eigentumsfreiheit

    Auf die Eigentümer bezogen heißt das wohl, das die Kneipiers sich irgendwann mal auf den legalen Drogenverkauf bei ihrer Investition verlassen haben. Wer also alles Ersparte in die verqualmte Eckkneipe gesteckt hat, der ist jetzt arm dran.

    Hübsch und sehr strittig sind die (konstruierten?) Fälle von Kellnerinnen, die kettenrauchend ankamen und jetzt schwanger oder alterslahm auf Rauchfreiheit pochen (dürfen).

    Ich bin sehr gespannt, wie sich die 98%-Raucherkneipen-Wirte verhalten werden.

    Freitag, 21. Dezember 2007 um 19:01 #
  3. Uri Geller schrieb:

    Als ehemaliger Raucher, in diesem Jahr aus Gesundheitsgründen aufgehört, ich war und bin soi krank, dass nicht mehr viel geht, stelle ich fest, dass dieses Mal, das ist bestimmt mein sechstes Aufhören in 30 Jahren, mir die Zigaretten mehr in die Nase stinken als früher. Aber davon einmal abgesehen: Was ich wirklich verboten hätte, ist diese manipulative Werbung für Zigaretten, wie sie ja jetzt wohl auch passiert ist: Freiheit, Abenteuer und frische Zähne dank Rauchen.
    Ansonsten soll doch der Markt entscheiden: Wenn die Nichtraucher Nichtraucherkneipen haben wollen (75% der BRD-Bevölkerung solen ja Nichtraucher sein), sollen Nichtraucherwirte doch Nichtraucherkneipen aufmachen. Gegen das verderbliche „Tabaktrinken“ war wohl schon der Alte Fritz. Da paßt Frau Merkel ja gut zu. Eine noch ältere Quelle kennen die Lüneburger (http://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/ausstell/rauchen.htm).
    Im übrigen halte ich die Debatte für ein typisch abgeleitetes Problem. Da läßt sich gut dran streiten, ist aber für die Gesellschaft in ihrer ökonomischen Verfassung, für die Frage „Arm-Reich“ z. B. völlig folgenlos. Und das soll auch so sein. Wir werden nur mit Vorschriften über den persönlichen Lebenswandel beglückt, den die Regierung nun wirklich nichts angeht. Mal sehen, welche Sau als nächstes durch Dorf getrieben werden wird.
    Und besonders zum Kotzen, wo es schon um „Locker schreiben“ geht, finde ich dies verlogene Getue um die armen Kinderchen: Wir lassen sie zu Millionen in Armut leben oder, wie in anderen Ländern, gleich ganz verkommen, schicken sie in Kriege, machen sie zu traumatisierten Waisen oder schicken solche liebevoll zurück ins Elend: Da passt die Sorge um den rauchfrei aufwachsenden Nachwuchs so richtig wie A.. auf E..

    Mittwoch, 26. Dezember 2007 um 20:30 #