Nun doch ein Wort von mir zum Thema. — Während der Koch in Hessen jeden Ausländer, bzw. jeden mit einem anderen Migrationshintergrund als er, als Verbrecher abstempelt, muss man doch beachten, dass es nicht der Migrationshintergrund ist, der für eine höhere Verbrechensanfälligkeit verantwortlich ist. Jugendliche egal welcher Herkunft, die z.B. auf eine Realschule gehen, sind weniger kriminell, als Jugendliche von einer Hauptschule. Schon mein Bio-Lehrer hatte gesagt: Die Stärke der Aggression hängt von der Stärke der Frustration ab. Die schmalen Aussichten auf Erfolg (in welcher Form auch immer) sowie die mangelnde Förderung eines jungen Menschen sorgen für Frustration – ergo auch für Aggression. Doch Herr Koch sieht das natürlich nicht. Erst noch einmal schön Polarisieren und Polemik betreiben… Dass das hessische Bildungssystem in seiner Legislaturperiode gelitten hat — na, da schweigt er lieber zu.
An dieser Stelle möchte ich ein Beispiel aus der (Hamburger) Praxis anbringen. Ich weiß von einem Fall, in dem ein Junge Hilfe suchte, weil er einen Brief von der Staatsanwaltschaft erhalten hatte. Er wusste damit nicht richtig umzugehen, also fragte er. Der Anlass für das Schreiben war eine Anzeige wegen Körperverletzung, die er – nebenbei – auch zugegeben hatte. Dieser Junge war nun aufgebracht, dass er überhaupt angezeigt wurde. Wieso wird er von so einem Typen (in seinem Alter) angezeigt, nur weil er ihm eine Flasche auf dem Kopf zerschlagen hatte?
Im Gespräch kam heraus, dass wirklich ein Unverständnis für die Anzeige vorlag. Schließlich, so der Junge, würde man bei Meinungsverschiedenheiten in seinen Kreisen so handeln. Da wird eins „in die Fresse“ gehauen, oder wie in diesem Fall auch schon mal eine Flasche auf des Streitgegners Schädel zerbrochen. Platzwunden? Egal. Das gehört dazu. Schließlich, so der Junge, wäre das normal so. Man hat Ärger, man schlägt sich, dann ist aber auch alles gut, geklärt und kann vergessen werden. Der Typ, der die Anzeige gestellt hatte, gehörte nur nicht zum Freundeskreis – also gab es eine Anzeige.
Das ist die Jugend von heute. Mit dem Hinweis: in einem ganz bestimmten sozialen Milieu! Der Junge, der nichts mit dem Behördenschreiben anzufangen wusste, kam nicht unbedingt aus dem besten Umfeld. Die Staatsangehörigkeit, bzw. der Migrationshintergrund ist da völlig egal. Es gilt die Chancen, unabhängig von der Herkunft, zu verbessern. Herr Koch hingegen scheint andere Prioritäten zu setzen. So mancher möchte ihn dafür ebenfalls in ein „Camp“ stecken, bzw. an „Erziehungs- und Ethikkursen für Politiker“ teilnehmen lassen.
Damit schreibe ich nichts mehr zu diesem Thema. Basta.
Nur noch eines an die Hamburger: Das Wegstreichen und Verstecken der Hauptschulen wird wohl eher nicht dafür sorgen, dass die Aggression gesenkt wird. „Hauptschulen als Brutstätten von Gewalt? Dann weg damit!“ – Das wäre zu einfach. Zumal hier die Hauptschulen eh nur aus kosmetischen Gründen abgeschafft werden sollen…
Kommentare (3)
Jugendkriminalität ist tatsächlichj ein Problem, aber nicht erst seit heute, wie Koch tut. Jahrelang hat er sich wenig darum gekümmert, jetzt hilft es ihm im Wahlkampf, weil er damit an ausländerfeindliche Instinkte appelieren kann. Mehr:
http://www.blogsgesang.de/2008/01/09/jugendgewalt-und-rassismus/
Das ist mit dem Herrn Koch einfach so. Der macht Politik mit allen Mitteln, die ihm in die Stimmrechnung passen. Und wenn er rechtsradikale Stimmen zu brauchen meint, dann versucht er eben, sich die zu holen.
Das ist einfach nur machtpolitischer Opportunismus.
Koch polemisiert gegen Probleme, die es ohne ihn lang nicht in diesem Maße gäbe…