Mastermüll

Mir ist letztens der „Masterplan Volkspark“ in die Hände gekommen. (Kann man sich auch aus der Parlamentsdatenbank abrufen. Dokumentennummer (18) 7612; ca. 17 MB groß.) Ganz schön dicker Klopper. So kann man das natürlich auch machen, man nehme eine Drucksache und mache diese so dick, dass keiner mehr Lust hat, da auch nur einmal einen Satz zu lesen. Ich gestehe, so ging es mir auch. Bei solchen dicken Schinken pflege ich immer zu sagen, ich würde auf die Verfilmung warten. Aber eine Verfilmung würde in diesem Fall wohl bedeuten, dass sie den Volkspark schon zubetoniert und abgeholzt hätten. Ein Zustand, in dem ich den Volkspark nicht sehen möchte. Von Beust, Walter und Gedaschko schon.

Also doch einmal mutig einige Dinge angelesen und über die vielen bunten Bilderchen rüber gehuscht. Wie ich bereits schrieb, soll dort eine ganze Menge reingequetscht werden. Ja, klingt alles dufte, wahrscheinlich hat man auch schon einige „Freunde“ eingespannt, die später einen Stück vom finanziellen Kuchen abbekommen sollen. Aber im Grunde ist das alles Dreck. Eine grüne Lunge wird unter dem Deckmantel „Sport“ kaputt gemacht.

Nach acht Seiten drögem Politik-Gedöns kommt der bunte Teil. Gleich erst einmal eine Seite mit vielen Bildern reingehauen. (Daher ist das PDF wohl auch so datenlastig…) Ab Seite 14 wird dann in kleinen Dosen aufgeführt, was alles in den Altonaer Volkspark rein soll. Einige Dinge, das muss man den Nicht-Hamburgern noch schnell sagen, sind bereits vorhanden. Hier die Liste:

  1. HSH-Nordbank-Arena (schon vorhanden
  2. Color Line Arena (ebenso)
  3. Eis- und Ballsportarena (wird gebaut)
  4. Amateurstadion
  5. Soccerhalle
  6. Sportkompetenz-Zentrum
  7. Multifunktionale Sport-/Spielfläche
  8. Sportmuseum
  9. Trainingsstrecke für Rollsport
  10. Jugend-Spiel-Sport-Treff
  11. BMX-/ Mountainbike-Parcours
  12. Hochseilgarten
  13. SportStart (Ausgangspunkt für Freiluftaktivitäten)
  14. Lauf- und (Stick-)Walkingstrecken
  15. Fitness-Parcours mit Kneippanlage
  16. Bouleplatz
  17. Beachplatz
  18. Taijiquan und Qigong (im Grunde eine Ecke der großen Spielwiese)
  19. Kinderbewegungs-Zentrum mit Kita
  20. Roll- und Eisfläche
  21. Naturnahe Spielplätze
  22. Kinder- und Familienhof

Ganz schön lange Liste. Die Frage bleibt, wo das alles hin soll. Okay, vom nördlichen Bornmoor können wir uns dann schon einmal ganz verabschieden. Seltene Vögel sind egal. Wären sie ‚was Besonderes, gäbe es schließlich mehr von denen…

Ich gebe gerne zu, dass das eine oder andere Angebot nett klingt, aber diese Dinge werden dort nur reingepresst, um den Volkspark zu urbanisieren, zu verschandeln, zu begradigen, zu kommerzialisieren. Dazu von mir ein Nein! Überhaupt stellt sich die Frage, wie im Beispiel mit dem Punkt Qigong, warum der Senat dem dummen Bürger alles vorkauen muss? „So, liebe auf zwei Beinen wandelnde Wählerstimme, hier – und nur hier – darfst du dann Sportart A ausführen!“ :nene:

Ausschnitt aus dem Masterplan zur Verschandelung des Altonaer VolksparksBeim Überfliegen der Bilder fiel mein Augenmerk auch noch auf der Seite 46 auf dieses Areal neben der großen Spielwiese. Was lese ich da? Potenzielle Fläche für Wohnungsbau??? (Schreibt man übrigens nach neuer Rechtschreibung mit einem ‚z‘!) Da merke ich, wie langsam vermehrt Galle gebildet wird. Ein Schickimicke-Viertel reicht euch nicht? Jetzt auch noch Nobel-Wohnanlagen im Volkspark? Im Volkspark? Spinnt ihr?

Und auf Seite 44 sehe ich links oben vom Friedhof, dort, wo jetzt eine große Wiese und auch schon ein *ächz* hässlicher Parkplatz (?) ist, dort steht im Masterplan „Fläche für Sondernutzung“. Das soll was heißen? Etwa, dass die Planer sich noch nicht getraut haben, hier auch „potenzielle Wohnfläche“ hinzuschreiben?

Ein schöner Flecken Hamburger Natur, eine große Fläche über einen langen Zeitraum dicht gewachsenen Waldes — das soll alles im Namen eines wilden Aktionismus kaputt gemacht werden. Ein Umstand, der mich traurig macht. Zornig und traurig.

Kommentar (1)

  1. Oliver schrieb:

    Es ist schon interessant, dass das intellektuelle Niveau einiger Senatoren niedriger ist, als der Moosbewuchs an den Bäumen des Volksparks. Das scheint bei Politikern ohnehin die Regel zu sein, sich auf Nullniveau zu bewegen.

    Montag, 4. Februar 2008 um 14:02 #