Henry

Ein Kumpel von mir erzählte mir schon öfters, wie genial ein Live-Auftritt von Henry Rollins sei. Über Umwege (jaja, das weite, weite Web mit seinen vielen, vielen Links) bin ich wieder auf Mr. Rollins aufmerksam geworden. Dabei erinnerte ich mich an seine gepriesenen Spoken Word-Auftritte. Tatsächlich ist Henry Rollins, der ursprünglich aus der Punk-Bewegung (mit Black Flag) kam, dann in die Metal-Ecke wechselte und seit einiger Zeit auch gesprochene Bühnen-Programme (und TV-Shows) anbietet, einen Blick wert. Für alle, die noch nie etwas von Rollins gehört haben: der Mann ist schwarz gekleidet, hat Muskeln und Tattoos bis geht nicht mehr, rührt darüber hinaus aber keinen Alkohol, keine Zigaretten oder andere Drogen an. Und er hat einiges zu sagen!

Ein Hochlied auf Youtube, wo man sich einige seiner Reden anschauen und -hören kann. Zum Beispiel redet er in seiner äußerst humorigen, aber auch „deftigen“ Art und Weise übers Dating und wie schwer es ist, eine vernünftige Frau zu finden (Du liest? Klasse. Was? – Harry Potter… – RAAAAUUUUS!). 🙂 Oder Mr. Rollins lässt sich über den noch amtierenden Präsidenten der US von A aus. Rollins kann wunderbar anschaulich äußerst skurrile Geschichten erzählen. Nett ist außerdem seine Ansicht — er ist immerhin „Rocker“ und Musiker — über Diskjockeys. Er spricht davon, wie wild es ist, auf einer europäischen Musikveranstaltung unterwegs zu sein, wenn da diese selbstgefälligen Menschen mit ihren Koffern voll Platten durch die Gegend ziehen und auf die Frage „Hey, was machst du?“ antworten, sie seien „Musiker, ein DJ„. Rollins wortgewaltig und nicht salonfähig darauf:

You’re a fucking thief of music. You’re a recordplayer-player. You’re DJ Turntable.

Wo er Recht hat… 😉 (Außerdem stellt er in dem Beitrag die Frage „Was war zuerst da: die schlechten Drogen oder die schlechte Musik?“)

Beeindruckend sein Engagement und seine Neugier in Sachen Krieg. In einer Show erzählt er davon, wie er verwundete Soldaten in einem Militärkrankenhaus besuchte, nicht wirklich wissend, was ihn da erwartete: Der Mann mit dem abgerissenen Arm oder der einst bullige Soldat, der jetzt mit Windeln, sabbernd in einem Bett liegt, weil ihm Teile seines Gehirns entfernt werden mussten. Erschreckende Schicksale, die Rollins aber mitreißend und teilweise auch sehr humorig erzählen kann. Dabei zieht er das Gesehene nicht ins Lächerliche. Er geht darauf ein. Er spricht zu seinen Zuschauern, dass sie etwas unternehmen müssen. Was, wenn deren Kinder später in einen weiteren, sinnlosen Krieg ziehen müssen und ebenfalls übelst zugerichtet nach Hause kommen? Wenn die Kinder dann fragen „Wieso?“. Rollins spricht davon, dass diese Situation, dass Krieg jeden wütend machen muss. Egal wie friedliebend er oder sie ist, die Wut muss vorhanden sein und sie muss genutzt werden. Rollins dazu:

Where I come from, I use my anger to go out and get shit done. And if you don’t get really pissed about it, it won’t change. (…) You must find your anger and your outrage and your dissatisfaction, lurking somewhere in you. (…) I think, if you really love your country and you really love humanity you got to be pissed about something.

Das nächste Mal, wenn er in Hamburg Station macht, werde ich versuchen auch hinzugehen.