Freiheit und oben ohne auf Hamburger Straßen

„Oben ohne“ soll natürlich nicht die Freikörperkultur betreffen, sondern eher „ohne Verkehrsschilder“ heißen. Schwarz-Grün will (ich glaube, ich kürze das jetzt immer als SG ab…) in Hamburg so genannte „Shared Spaces“ einrichten. Jeder Bezirk soll einen solchen „Teilplatz“ erhalten, auf dem sich alle tummeln können und jeder machen kann, was er will — verkehrstechnisch. Es gilt nur rechts vor links und Tempo 30. Kein Verkehrsschild, kein Bordstein, keine Ampel soll die Menschen einengen. Liebe auf der Straße!

Das riecht schon wieder alles so unausgegoren und gewollt hipp. Okay, in anderen Ländern klappt das mit den Shared Places, das muss nicht bedeuten, dass es auch hier klappt. In Hamburg. In Deutschland. SG wünscht sich einen Trendimpuls, stellt sich vor, dass die Idee dann überall in Deutschland nachgeahmt wird. Ein Lauffeuer geht von Hamburg aus. Wir verbessern die Welt. Oder so… Quasi als Ausgleich für Moorburg.

Nur: Ich glaube nicht daran, dass es hier bei uns klappt. Ich bin aktiver Fahrradfahrer und weiß, wie wenig ich wert bin in den Augen der Autofahrer. Ich bin es, der aufpassen muss, wenn ich auf dem Fahrradweg an eine Ausfahrt komme. Wie oft wäre ich schon beinahe eine Kühlerfigur geworden, weil der Autofahrer mit einem Affenzahn von einem Parkplatz gefegt ist!? Oft! Da herrscht auch „Tempo 30“ und „Fahrradfahrer hat Vorfahrt“ — was denen herzlich egal ist. Das dürfte auf den Shared Places nicht anders sein. „Oh, ich darf machen was ich will!“, wird es da bei so manchem Autofahrer im Kopf klingeln.

Wir halten doch einmal fest: Des Deutschen liebstes Kind ist und bleibt nun einmal das Auto; und der Urlaub. Will ein Politiker politischen Selbstmord begehen, schränkt er Autofahrer ein. Das geht gar nicht! :nene: Das Rauchverbot klappt ja in Deutschland auch nicht. In anderen Ländern wunderbar. Nur hier mal wieder nicht… Was man mit „Freiheit für die Autofahrer und den Rest auch…“ erreicht, dürften zufriedene Automobillenker sein. Aber sonst?

Dann überlegte ich noch, wo in Altona so ein Friede-Freude-Eierkuchen-Platz hinkönnte… Da fiel mir die Große Bergstraße ein. Die ist immerhin so verwaist und tot, dort könnte ein Shared Place klappen.

Kommentar (1)

  1. Kai schrieb:

    Naja, es gibt nicht „den Shared Space“ oder die Bauanleitung, bei der einfach alle Schilder entfernt werden (auch wenn der ADAC das gerne so sieht).

    Shared Space ist vor allem auch ein Konzept, die AnwohnerInnen, Gewerbetreibende und EigentümerInnen an einen Tisch zu holen und gemeinsam über die Gestaltung (mit fachlicher Hilfe) zu diskutieren und Ideen zu entwickeln.

    Bei der Langen Reihe war ich in die bisherigen Treffen selber involviert, und habe das als sehr spannend empfunden.

    Und Shared Space heist ja nicht, alle Hindernisse für die Autos weg. Sondern eher, dass die Grenzen zwischen den Bereichen verschwimmen. Auf dem Neuen Wall hat das schon einige Erfolge gebracht (aber halt von den Geschäften als BID finanziert). Und wenn am Ende Fussgänger und Radfahrer selbstbewusst die ganze Strasse nutzen, dann kann auch kein noch so PS-geiler Autofahrer mehr dort durch heizen. 😉

    Mittwoch, 30. April 2008 um 17:02 #