Wie unpersönlich…

Werbung ist ein hartes Stück Brot. Man soll ein Produkt schmackhaft machen. Dabei kann es auch etwas nicht schmeckendes oder schwer verdauliches sein. Wie baut man eine Marke auf? Wie schaffe ich es, damit potenzielle Kunden ein Wohlfühl- oder aber auch ein Wow-Gefühl durch ein Produkt bekommen? Dazu werden Umfragen gestartet, Statistiken aufgestellt, Testpersonen interviewt, tolle Präsentationen vorgeführt, Kriterien erfunden. Am Ende hat man eine Zielgruppe, das Produkt und den Weg, wie man die Zielgruppe zum Produkt führt. Der Kunde soll konsumieren. Wenn das über Schmusipusi geht — wunderbar.

Bei mir hat das so noch nie geklappt. Vielleicht mit der Ausnahme Apple. Deren Betriebssystem verteidige ich und empfehle ich gerne. Zumal die Sachen alle äußerst ästhetisch daherkommen. Aber deswegen klebe ich nicht überall Apple-Aufkleber hin oder lasse mir in mein schütteres Haupthaar das Logo einscheren.

Ein technisches Gerät, einen Lolli, ein Auto, ein Deo — für alles werden eigene Welten aufgebaut, in denen sich der Kunde wiederfinden soll. Ja, so ein Auto und dann bin ich ein ganz scharfer Hecht. So ein technisches Gerät und ich bin der hippste Typ in meiner Klicke (wie das mit dem Lolli und dem Deo klappe soll – man frage mich nicht, ich bin nur der Schreiber).

Hamburg will auch nur ein Produkt sein, das auf dem Markt der Reise- und Investitionsziele angepriesen werden soll. Es gibt sogar eine eigene Hamburg Marketing GmbH, die sich um nichts anders kümmert, als Hamburg als Marke zu verkaufen. Da wird auch mit Statistiken, Tabellen, Umfragen und Kurven um sich geschmissen. Es zählt nur, was unterm Strich steht.

Hamburgs Knechte Handlanger Angestellte sollen sich deswegen auch mit der Marke vertraut machen. In einem Brief, der von der Behörde ausging, heißt es deshalb:

Die Marke Hamburg kann nur so erfolgreich nach Außen auftreten, wie sie von Ihnen als Mitarbeiter/in der Stadt gelebt wird!

Also liebe Straßenkehrer, Lehrer, Steuerfutzis, Polizisten und ihr anderen: Klebt Euch alle einen „Marke Hamburg“-Aufkleber auf die Stirn. Ihr seid Teil einer Marke. Nicht einer Stadt, sondern eines Produkts.

Fakten, Fakten, Weindorf

Übrigens ist ein Blick auf die Seite der HMG durchaus interessant. Wir erinnern uns doch noch an die Geschichte mit dem „Freiluft-Kino ist nicht“? Mittlerweile darf es in diesem Jahr (!) doch noch einmal stattfinden. Als abschreckendes Gegenbeispiel für kommerziell „angenehme“ aber doch ungewollte Veranstaltungen habe ich stets das Stuttgarter Weindorf angebracht. Tja, schaut man einmal unter Eventkriterien, dann findet man dort u.a. ein PDF zur Eventevaluierung: Tolle Tabellen, viel Blabla, Kosten-Nutzen-Prestige-Vergleiche und auch ein Ergebnis. Verglichen wurden zwölf Großveranstaltungen. Das kostenlose Freiluft-Kino und das ebenfalls freie Rockspektakel werden schon einmal gar nicht in die Evaluierung aufgenommen.

Schön ist jedoch, dass das hoch geschätzte Weindorf voll durchfällt: „Treiberwirkung: 0%“, „Kommunikationsleistung: -„. Aber dennoch wurde nie überlegt, diese unnütze und unbeliebte Veranstaltung abzusetzen. Schon seltsam.

Auch bei mir zählt, was unterm Strich steht: Eine Stadt wie ein Produkt zu behandeln finde ich arg unpersönlich, bestätigt aber meine Ansicht, dass Hamburger Bürger in so einer Rechnung nichts zu suchen haben und somit nur lästig sind

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Ein gutes Haar muss man aber dennoch lassen. Auf dem Mediaserver stehen u.a. rechtefreie Fotos und Videos aus/über Hamburg zum Download bereit. Das Angebot soll auch noch ausgebaut werden. Allerdings sind sie mit ihren Informationen nicht immer aktuell:

Bildschirmbild von media.hamburg.de

Ich dachte, das Teil wäre vom Tisch?