Bundesverkehrsminister Tiefensee will die Bußgeldsätze stark anheben. Okay. Ob es auch wirklich etwas bringt, sei dahin gestellt. Schließlich muss man nicht nur die Strafen für falsches Verhalten im Straßenverkehr erhöhen, sondern auch entsprechend kontrollieren. Vom Prinzip her aber durchaus akzeptabel.
„Ja, du, du blöder Fahrradfahrer, was weißt du denn schon? Das ist Abzocke!“, höre ich sie überall in ihren Wagen und Stammkneipen fluchen. Wieso sollte das Abzocke sein? Wenn die Steuern erhöht werden und der Bürger ohne Gegenwehr ausüben zu können, auf einmal mehr Geld an den Staat abgeben muss und somit weniger zur eigenen Verfügung hat – dann könnte man von Abzocke reden. Wenn jedoch ein Bußgeld erhöht wird, hat das nicht den selben Effekt. Der Bürger ist schließlich nicht angehalten, jeden Monat ein Bußgeld zu zahlen, gegen das er sich nicht wehren kann.
Es sei denn, Mensch ignoriert kategorisch die Regeln, die es im Straßenverkehr nun einmal zu beachten gilt. Wenn Mensch also immer gegen die Regeln verstößt und sich regelmäßig einen Strafzettel nach dem anderen einfängt, dann könnte man unter Umständen, mit ganz viel Willen, von Abzocke sprechen. Wobei: Eigentlich auch nicht. Niemand zwingt den Autofahrer, sich regelwidrig zu verhalten und damit (im Grunde) eine Straftat zu begehen. Also nix mit Abzocke.
Es ist doch so leicht. Haltet Euch an die Geschwindigkeit, telefoniert nicht beim Autofahren ohne Freisprechanlage, setzt Euch nicht betrunken ans Steuer, fahrt vorausschauend (wenn eine Ampel gelb wird, wird sie auch demnächst rot) — und Ihr seid aus dem Schneider. Kein Regelbruch – kein Bußgeld – und sowieso keine Abzocke.
Ich weiß: Des Deutschen liebstes Kind, das Auto, bedeutet „Freiheit“! Freiheit hinfahren zu können, wohin man will und auch Freiheit zu fahren wie man will. Und sei es verkehrs- und menschengefährdend… Was für eine krumme Sichtweise.