Nach dem wunderbaren Ben Folds-Konzert ging es durch die Große Bergstraße in Richtung eigene vier Wände. Es war spät und ich hatte nichts getrunken. Dennoch standen sie da: zwei hölzerne Hochsitze. Mitten in Altona, mitten in einer Einkaufsstraße. Wo war ich? Was war passiert?
Jede Stadt hat Ratten. Wo Menschen sind, sind auch Ratten. Und wie wir wissen, ist Hamburg immer auf der Suche nach Superlativen und „Leuchttürmen“. Aber dass wir jetzt schon Womp-Ratten in Hamburg haben, das wollte ich nicht glauben… Wäre auch irgendwie erschreckend.
Ein Blick auf die kleinen Zettel unter den Hochsitzen gab Auskunft: Bei den beiden Hochsitzen handelt es sich um eine Installation der Künstler Judith Haman und Oliver Zorn mit dem Namen Schonzeit. Zu bewundern sind die beiden Hochsitze gegenüber der Blinzelbar. Die Hochsitze sind ganz klar Fremdkörper an diesem Ort. In einem Waldknick versteckt: okay. Mitten in der Stadt: eher nicht. Zwar gibt es tatsächlich den Beruf des Stadtjägers (75 in Hamburg), der hockt aber nicht auf einem Hochsitz.
Dazu die Künstlerin selbst:
Für den Jäger ist die Stadt ein befriedeter Raum. Er darf in der Stadt nicht jagen. Damit bleibt ihm das Ansitzen in der Stadt verwehrt. Dass diese Hochsitze auf uns fremdartig und deplatziert wirken, ist aber auch ein Zeichen dafür, wie weit unser Lebens-/Stadtraum bereits befriedet ist, wir uns im befriedeten Raum bewegen.
„Befriedet“ könnte natürlich auch heißen, wie eingeengt und in Bahnen gelenkt diese Stadt ist. Wie wenig Freiraum und Natur noch vorhanden sind.
Wer mehr über das Projekt wissen möchte, schaut einfach mal in der Blinzelbar, Große Bergstraße 156, vorbei.