Wir gehen mit dem kostbaren Nass viel zu verschwenderisch um. Es gibt Landstriche auf der Welt, dort fließt das Wasser nicht einfach aus dem Hahn und wenn die Menschen an Wasser gelangen, ist es oft verdreckt und führt zu Krankheiten.
Da freut es einen doch, wenn man solche Nachrichten liest, wie die, dass es eine ganz einfache Methode gibt, um mit Bakterien verunreinigtes Wasser zu desinfizieren und somit wieder trinkbar zu machen. In Nairobis größtem Slum Kibera wird die sog. Sodis-Methode praktiziert. Sodis steht für „Solar Water Disinfection“. Das Wasser wird in PET-Flaschen gefüllt und einfach auf die heißen Wellblechdächer der Hütten gelegt. Die UV-Strahlen der Sonne töten den Großteil der Bakterien. Klingt doch gut. Nicht ganz. Wenn man bis zum Ende des Beitrags liest, kommt man zu diesen Sätzen:
Und noch etwas kommt dazu: Angeblich schmeckt das Wasser auch besser. Die Sonne macht es süß.
Klingt auch gut? Süßes Wasser ist toll für die Kinder? — Mir fiel dazu gleich der hiesige Test von Mineralwässern in PET-Flaschen ein. Billig-Discounter lassen gerne einen bestimmten Stoff in ihren PET-Flaschen außen vor, wodurch sich Acetaldehyd lösen und ins Wasser gelangen kann. Zu erkennen am süßen Geschmack. Wenn der süße Geschmack des desinfizierten Wassers in den Slums von Kibera mal nicht vom Acetaldehyd kommt. Das wäre ein Krankmacher gegen einen anderen getauscht. 🙁
Ich frage mich dabei erneut, was aus der Idee von Dean Kamen geworden ist, was mit dem Apparat ist, der aus nahezu jeder Flüssigkeit Trinkwasser erzeugen kann?
Kommentare (3)
Hmmm. Ich hab zwar schon lange nix mehr mit der Chemie zu tun gehabt, aber es wäre schon sehr seltsam, wenn sich alleine durch die Insolation sensorisch wahrnehmbare Mengen von Acetaldehyd aus den Flaschen lösen sollten.
Plus: Acetaldehyd ist eigentlich nur ein Abbauprodukt von Alkohol, und dass der in der Leber schädlich wirkt, ist eigentlich nur bei größeren Mengen über längere Zeit zu beobachten…
Sortier ich ein unter „da ist noch keiner dran gestorben“ bzw. „da wird schon keiner dran sterben“… Erst recht nicht, wenn man die Alternative betrachtet, dreckiges Wasser aus irgendwelchen verseuchten Brunnen.
Also, immer die Relativität wahren!
Zuerst stutzte ich auch, aber dann fiel mir aus meiner Laborerfahrung (lange her) ein, dass Acetaldehyd nicht für den süßen Geschmack verantwortlich sein kann:
es hat einen stechender Geruch, nicht unähnlich dem des (erheblich giftigeren) Formaldehyds, und der Geschmack einer verdünnten Lösung wird als „scharf“ beschrieben (vor einem Selbsttest habe ich mich gehütet).
Acetaldehyd ist nicht harmlos, aber Gerhard hat schon recht: die Alternative ist weitaus gefährlicher.
„fruchtig-aromatisch“, wie im Südkurier beschrieben, sind wahrscheinlich nicht das Acetaldehyd, sondern nicht gebundene Terephthalsäure-Ester.
Allerdings könnten sie ein indirekten Hinweis dafür sein, dass etwas mit der PET-Flasche nicht in Ordnung ist.