Ein Gedanke zu später Stunde

Dann doch noch Gedanke zum Thema „Neue SPD-Spitze“. Wenn die SPD mit Steinmeier und Müntefering einen „Neustart“ schafft (ist das eigentlich ein Kaltstart?), dann soll mir das nur Recht sein. Würde mich für die alte Partei freuen.

Da haben wir auch schon das Stichwort: Alt. In der Presse wurde anfangs von der alten Garde gesprochen, die jetzt das Ruder wieder übernehme. Als ich diese Aussagen das erste Mal las, stieß es mir sauer auf. Wieso eigentlich ist stets die Sprache von der alten Garde? Gibt es in der SPD denn keine jungen Hoffnungsträger? Hat die Partei keinen kompetenten, charismatischen Nachwuchs, den man fördern könnte?

Politikverdrossenheit hin, schlichtes Nicht-Interesse der Jugend an der Politik und Nachwuchsmangel her (ein Problem aller Parteien!?), es muss doch junges Blut geben, mit dem man dem Bürger signalisieren kann, dass es frisch vorangeht. Oder?

Durch Johans Kommentar im WordPressmagazin habe ich den Anschein gewonnen, dass es ein übliches Problem in den Parteien sein könnte, dass junge Politikinteressierte, die, gemessen an der „alten Garde“, noch neu sind, nicht den Mund aufmachen dürfen. Offensichtlich muss man in einer Partei (egal welcher) katzbuckeln und sich nach oben „dienen“. Eigene Meinung wird abgeschmettert oder ignoriert (Johan macht nach eigenen Angaben trotzdem weiter):

Relativ häufig werde ich angesprochen, wenn mal wieder jemand das Blog entdeckt hat (?) und spricht mich darauf an, ob ich nicht Angst vor innerparteilicher Keile hätte, trete ich doch ab und an den eigenen Jungs ordentlich auf die Zehenspitzen. Bisher hatte ich aber noch keinerlei Probleme damit. Entweder wird es ignoriert, oder es kommt nicht an.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass man erst ein bestimmtes Alter erreicht haben muss um mitreden zu können. Und damit auch vor die Kameras gestellt werden kann, um einen wichtigen Posten zu übernehmen. Denn erst mit dem „Reifungsprozess“, so möchte man denken, wird die Denke auf den Parteikurs eingenordet. — Deshalb gibt es keine jungen Gesichter.

Oder laufen in den Parteien geheime Hinterzimmer-Programme, um die Macher von morgen zu formen?

Kommentar (1)

  1. Johan schrieb:

    Moin,

    ich glaube nicht, dass es eine Frage des Alters ist.

    Vielleicht hab ich das in dem Kommentar auch nicht sauber genug formuliert. Die Frage wird häufig von außen (außerhalb der Partei) an mich herangetragen. Innerhalb der Partei habe ich noch nie Probleme damit gehabt. Kann mich nicht erinnern, dass ein Artikel mal wegen seiner Veröffentlichung diskutiert wurde (zumindest nicht in meiner ANwesenheit). Einzelne Argumente ab und an schon, aber auf die hab ich ja auch kein Copyright.

    Aber man wird halt von außen gefragt, ob der Druck nicht groß sei das Blog zu lassen und ob ich nicht andauernd wenn ich die eigenen Jungs und Mädels kritisiere einen auf den Deckel bekomme. Genau das ist halt nicht der Fall. Vielmehr ein distanziertes Interesse, was ich da überhaupt mache von den Älteren, die mal ab und an reinschauen, aber es nicht aktiv verfolgen.

    Junge Gesichter gibt es in allen Parteien. Und auch wenn der ein oder andere auch intern denkt, dass man relativ wenig Erfahrung habe wird man vor Ort in der Regel dankbar aufgenommen. Die Skepsis ist allerdings nicht vom Alter, sondern von der politischen Erfahrung abhängig. Ich kann keinen Unterschied zwischen einem 20jährigen und einem 50jährigen erkennen, die beide neu in die Politik einsteigen. Die werden beide gleich behandelt.

    Nein es liegt nicht daran, dass Jugendliche von den Alten nicht eingebunden werden. Es liegt daran, dass sich
    a) verhältnismäßig wenige Jugendliche engagieren
    b) sie den Eindruck haben sie würden aufgrund des Alters benachteiligt
    c) sie keine Netzwerke haben, die sie informieren und unterstützen

    Der Eindruck der Benachteiligung entsteht halt dadurch, dass die „alten Hasen“ eigentlich kluge Fragen ein wenig herablassend beantworten, schließlich ist die Antwort für sie seit 20 Jahren selbstverständlich.

    Mittwoch, 10. September 2008 um 15:23 #